: Sonnenanbeter gegen Bewag
■ „Eurosolar“ will die Sonnenenergie auch in Berlin fördern / Zwei Kraftwerke könnten durch die Nutzung von Solarenergie überflüssig werden / Rot-grüner Senat erhält Schützenhilfe / „Eurosolar“ kritisiert den Stromvertrag und die Informationspolitik der Bewag
Schützenhilfe für seine Energiepolitik erhält der rot-grüne Senat jetzt von „Eurosolar“, einer Vereinigung von Wissenschaftlern, Ingenieuren, Politikern und Industriellen, die die Nutzung der Sonnenenergie vorantreiben will. Die im April gegründete „Eurosolar„-Regionalgruppe in Berlin lehnt nicht nur den Stromvertrag zwischen Bewag und Preußen Elektra ab, sie kritisiert auch die Geschäftspolitik der Bewag und fordert, aus Berlin eine Modellstadt für die Sonnenenergie zu machen. Angesichts einer drohenden Klimakatastrophe wollen die Sonnenpropagandisten weg von der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Öl und Gas, weg auch von der Atomenergie und hin zum „solaren Energiezeitalter“.
Die Möglichkeiten, Sonnenstrahlung in Wärme, aber auch in Strom (die sogenannte „Photovoltaik“) zu verwandeln, seien in Berlin größer als oft vermutet werde, versichert „Eurosolar„-Sprecher Boris Schubert. „Es geht prinzipiell“, das will der promovierte Chemiker auch in Berlin zeigen. Mit 700 Watt, die pro Quadratmeter eingefangen werden können, erreiche die Stadt zwar keine andalusischen Werte (2.000 Watt), schneide für bundesdeutsche Verhältnisse aber gar nicht schlecht ab.
Vor allem in öffentlichen Einrichtungen wie Schwimmbädern, Schulen, Bibliotheken und Museen sei es jetzt schon auch ökonomisch sinnvoll, mit Sonnenkollektoren und Sonnenzellen Strom und Wärme zu produzieren, meint Schubert und verweist auf das Beispiel des Kreuzberger Prinzenbades. Hier, wie auch in Gewerbebetrieben, wird die Energie gerade in den Zeiten benötigt, in denen auch die Sonne scheint - anders als etwa in privaten Haushalten.
Sonnenstrom könnte helfen, die Verbrauchsspitzen, die tagsüber entstehen, abzubauen. Bis zu zwei Bewag -Spitzenlastkraftwerke könnte die Sonnenenergie überflüssig machen, hofft Schubert. Es sei ohnehin „ein offenes Geheimnis“, daß diese Kraftwerke Strom zu Kosten erzeugten, die nicht niedriger lägen als der Preis von Sonnenstrom, so er „großflächig“ erzeugt wird. Schubert fordert von der Bewag, Erzeugungskosten und Sondertarife endlich zu veröffentlichen, um eine Diskussion über eine „zukunftsorientierte, solare Energieversorgung“ zu ermöglichen. „Auf keinen Fall mehr“ dürfe Strom, die hochwertigste Energieform, für die Erzeugung von Wärme eingesetzt werden. „Eurosolar“ begrüßt deshalb den Willen von SPD und AL, den Einbau weiterer Nachtspeicherheizungen und Durchlauferhitzer zu verbieten. Der Stromvertrag zwischen Bewag und Preußen Elektra würde das Energiesparen dagegen behindern, unterstützt Schubert die Kritik der Alternativen Liste an dem Projekt. Der dann reichlich fließende Strom suggeriere nämlich, man könne „sich wieder ausruhen“.
Dabei handelt es sich bei „Eurosolar“ um alles andere als eine Gemeinschaft wirtschafts und weltfremder Radikalökologen, als die etwa Bewag-Kritiker in Berlin gerne hingestellt werden. Im Kuratorium der vor einem halben Jahr in Bonn gegründeten Gesellschaft sitzt neben mehreren SPD -Bundestagsabgeordneten beispielsweise Ludwig Bölkow, heute noch Berater des Rüstungskonzerns MBB (Messerschmitt-Bölkow -Blohm). Zu den Vorstandsmitgliedern der Vereinigung gehört der renommierte Münsteraner Klimaforscher Wilfried Bach sowie sein Professoren-Kollege Helmut Tributsch, der am Berliner Hahn-Meitner-Institut (HMI) den Forschungsschwerpunkt Solarenergie aufgebaut hat.
hmt
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