: Ingrid Strobl-betr.: Verurteilung, taz vom 10.6.89
betr.: Verurteilung,
taz vom 10.6.89
Vorbehaltlich weitergehender Informationen und dem Standpunkt der taz zur herrschenden Rechtsprechung, hat mich doch die Meldung über Ingrid Strobls Verurteilung aufs äußerste erbost und deprimiert.
Alle genannten Zitate offenbaren ein hohes Maß an willkürlicher Verurteilung und konstitutiver Befangenheit im Kleide hehrer Rechtsfindung und unter Zuhilfenahme sogenannter „staatlicher“ Gewaltverfügung.
Wenn dies Grundlage einer klagbaren Handlung zu sein beansprucht, so klage ich alle waffenkaufenden Staaten dieser Erde des Völkermordes vor dem Gericht der Humanität an.
Wann wurst du, blinder Mensch, dein Rasen beenden und dein Auge öffnen dem Lichte der Gerechtigkeit?
Rainer Scholz, Wien
Daß Gesinnungsjustiz in Deutschland eine lange Tradition hat, dürfte allgemein bekannt sein; weniger bekannt ist vielleicht, daß es schon hundert Jahre vor Tucholsky Kritiker der Justiz gab, die die Sache auf den Punkt brachten. 1835 hieß es in einem „Entwurf zu einem republikanischen Strafgesetzbuch“ über das „servile juristische Federvieh, welches bloße Theorien über Staatsformen und freimütigen Tadel bestehender Verfassungen für Hochverrat erklärt... Sobald einem deutschen Rechtsgelehrten Staatsverbrechen auf den Kopf fallen, wird er wie vom Schlage geführt... und er sinkt ganz zu dem irren Zustande eines kindisch und unmündig gewordenen Geistes herab. Er ist dann kein Mensch mehr, sondern nur ein Tier, das ißt und trinkt und ein Staatsdiener.“
Hat sich daran etwas geändert?
T.Olsen, Hamburg
Unter den Wolken
wind südost, startbahn null drei
wir lassen uns die welt was kosten
sag warst du noch nie dabei
mit lufthansa im fernen osten
djakarta oder singapur
in bangkok ist es doch am größten
dort sind die mädchen noch natur
und halbe Kinder sind am besten
über den wolken muß die geilheit wohl grenzenlos sein
uns macht aids gar keine sorgen und dann
spätestens am nächsten morgen irgendwann
lacht uns in bangkok ein thaimädchen an
neben der landebahn
wind südost startbahn null acht
da bringen sie den mann in ketten
er kam hierher, er hat gedacht
er könnte hier sein leben retten
kein asyl, er muß zurück,
sein leben ist nun bald verloren
der pilot im lufthansacockpit
läßt sie summen die motoren
über den wolken darf die freiheit nicht grenzenlos sein
bist du einmal abgeschoben ja dann
kommst du als leiche auf urlaub unten an
deutsche richter brechen dir dein genick
die lufthansa spielt mit
du sagst dies lied ist ganz ok
du könntest es genauso sehen
dann komm bloß nie auf die idee
dir einen wecker zu erstehen
dann kriegen sie dich gleich am arsch
das wirst du sofort erfahren
dann hockst du direkt im knast
in den nächsten fünf Jahren
unter den Wolken darf die unfreiheit grenzenlos sein
kriechst du nicht auf allen vieren irgendwann
willst du niemand denunzieren ja dann
setzt die rache der staatsbüttel ein
denn sie hätten dich gern klein
Peter Kühn, Wiesenbach
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