: Ungarns Reformer setzen sich durch
■ ZK-Konferenz schränkt die Macht von Generalsekretär Grosz ein / Vierköpfiges Präsidium führt nun die Partei
Berlin (taz) - Ungarns Reformkommunisten haben sich durchgesetzt: Auf dem Plenum des ZK der ungarischen Partei, das an diesem Wochenende in Budapest tagte, verlor der bisherige Generalsekretär Karoly Grosz an Einfluß. Bis zum nächsten Parteitag am 7. Oktober wird die USAP von einem Vierergremium geleitet, in der die Staatsminister Imre Pozsgay, Reszö Nyers, Ministerpräsident Nemeth und Karoly Grosz gemeinsam entscheiden sollen. Da auch das Politbüro von neun auf 21 Sitze erweitert und der „Vater der Wirtschaftsreform“ Reszö Nyers auf den Ehrenposten des Parteichefs gewählt wurde, kann die Reformpolitik fortgeführt werden. Nur dadurch sehen die Reformkommunisten Chancen auf Erfolg bei den geplanten Wahlen von 1990. Der neue Parteichef Nyers versprach, daß die Wahlen „absolut frei sein“ werden. Die Entscheidung des ZK bedeutet gleichzeitig grünes Licht für die Fortführung der Verhandlungen am runden Tisch mit der Opposition um die Demokratisierung der Gesellschaft.
Generalsekretär Karoly Grosz, der nach seinem Aufstieg zum Ministerpräsidenten 1987 und zum Parteiführer 1988 schon seit Monaten an Glaubwürdigkeit eingebüßt hat, ist jetzt offensichtlich zu einem Hemmschuh für die weitere Politik geworden. Die von ihm befürchtete Spaltung der Partei jedenfalls ist jetzt, nach dem Durchmarsch der Reformer, vorerst gebannt.
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