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Der Philosoph im Kino:

■ Auf Busen und so erPicht

Eigentlich hätte es von vornherein klar sein können. Eine schwarze Katze, die gleich zu Beginn eines Films die Leinwand von links nach rechts überquert, kann kein gutes Omen sein. Den zweiten Teil des Zyklus‘ „Formen der Liebe“ leitet Regisseur Rudolf Thome mit der müden Heimkehr seines Titelhelden ein. Der Philosoph kehrt mit Frühstücksbrötchen in seine miefige Wohnung zurück. Dieser hagere Georg Hermes (Johannes Herrschmann) hat bestimmt nicht viele Freunde. Im Gegensatz zu den drei nackten Frauen, die hinterher mit ihren männlichen Lovern in den Federn herumwühlen. Frei, emanzipiert und so selbstbewußt geben sie sich: „Wo bin ich, wie heißt Du, was habe ich getrunken?“ Was haben Georg, Franziska, Beate und Martha miteinander zu tun? Eigentlich gar nichts. Die Frauen, die auch im Weiteren vorzugsweise unbekleidet durch Thomes mitlerweile zwölften Kinofilm wandeln, leben und arbeiten zusammen. Den stoffeligen Georg lernen sie nur kennen, weil dieser einen neuen Anzug braucht und er den ausgerechnet in der Boutique der Drei kaufen möchte.

Ja und? Nichts ja und. Herr Thome bringt es fertig, in nur achtzig Minuten eine Geschichte aufzutischen, die, mit Wohlwollen, auch in der Hälfte der Zeit erzählt werden könnte. Da die drei Bewohnerinnen einer reizenden Fabriketage an der Spree sich von einem Moment zum anderen in den drögen Georg verlieben, müssen wir mit ansehen, wie ständig wechselnde Busenpaare das kahle Haupt des promovierten Denkers umspielen. Ganz irritiert ist der Heraklit-Interpret und hilflos. Doch die munteren Frauen machen das schon. Franziska zeigt ihm am Wannseeufer, wie das nun geht mit der Vereinigung der Geschlechtsteile, Beate verbindet mit dem Geschenk eines Textcomputers sogleich das Angenehme, im Intensivtraining ist der scheue Georg ja schon. Nach dem Einzug in die gemeinsane Wohnung finden sie sich in einem Bett wieder, fertig ist der Vierer ohne Steuermann - Männerphantasien eines knapp Fünfzigjährigen. Ja und? Nichts und.

J.F.Sebastian

Schauburg 23 Uhr, ab heute

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