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Irangate endet mit Bewährung

Oliver North muß nicht sitzen, sondern einem Drogenprojekt für Jugendliche dienen  ■  Aus Washington Stefan Schaaf

Der größte politische Skandal seit Watergate ist der Justiz gerade mal eine Bewährungsstrafe wert. Wenn er Oliver North ins Gefängnis schicke, würde er dessen „irrige Auffassungen nur verstärken“ und dessen Märtyrerrolle fördern, urteilte Richter Gerhard Gesell, als er am Mittwoch das Strafmaß für die Hauptfigur der Iran-Contra-Affäre festlegte.

Der 42jährige Marineleutnant erhielt eine auf zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzte dreijährige Haftstrafe und eine Geldbuße von 150.000 Dollar. Darüber hinaus muß er 1.200 Stunden Dienst in einem Drogenprojekt für Jugendliche ableisten, und er darf für den Rest seines Lebens kein öffentliches Amt mehr bekleiden. North hat dagegen Berufung eingelegt. Er war am 4.Mai der Beschädigung und Vernichtung amtlicher Akten sowie der Annahme von Schmiergeldern für schuldig befunden worden. Richter Gesell sagte nun in seiner Urteilsbegründung, North sei ein „untergeordneter Gefolgsmann einiger zynischer Vorgesetzter gewesen“. Von ihnen sei er als Werkzeug in einem komplizierten Machtpoker benutzt worden, aber er habe sich durch sein Verhalten nach Bekanntwerden der Affäre schuldig gemacht, als er sich vor den Ermittlungen des Kongresses zu schützen versuchte.

Das Bild von North hat in den fast drei Jahren, seit der Iran-Contra-Skandal aufflog, mehrere Wandlungen durchlaufen. Anfangs war er der geheimnisvolle Unbekannte aus dem Keller des Weißen Hauses - obwohl sein Büro im 3.Stock lag -, der im Alleingang die US-Invasion Grenadas und das Kidnappen der Achille-Lauro-Entführer managte. Nebenher kontrollierte er noch ein globales Netzwerk, das Waffen an Contras und Khomeini verschiffte, während seine Vorgesetzten von alldem nichts wußten, außer, daß er ein nationaler Held sei. Monate später entpuppte er sich als der große Kommunikator in Uniform, der eine Woche lang den Kongreß und das TV-Publikum von Boston bis San Diego in seinen Bann zog. In den vergangenen Monaten konnte man ihn während des Prozesses als einen Mann erleben, der auf das zusammenschrumpfte, was er war: loyaler Befehlsempfänger, der eine Politik ausführte, die anderswo konzipiert worden war. Keinen überlebensgroßen Ollie North sahen wir da, sondern den kleinen Bürokraten, der wie ein Terrier dagegen kämpfte, für die Schweinereien seiner Vorgesetzten büßen zu müssen.

„Diejenigen, die diese Situation herbeiführten, haben sich aus ihrer Verantwortung gestohlen“, klagte Norths Verteidiger einige Tage vor der Urteilsverkündung. Präsident Bush kann Richter Gesell dankbar sein. Bannt doch das Strafmaß, das gut auf zehn Jahre Haft und 750.000 Dollar Strafe hätte lauten können, die Gefahr, daß Bush sich mit lautstarken Forderungen nach einem Gnadenakt für North auseinandersetzen muß. Da North nicht hinter Gitter muß, können alte und neue Mannschaft im Weißen Haus zur Tagesordnung übergehen - zumindest bis Januar 1990, wenn der Prozeß gegen Norths Ex-Vorgesetzten, Sicherheitsberater Poindexter, beginnt.

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