piwik no script img

Armer Deichhauptmann

■ Gerold Janssen von Motorboot-Raser verprügelt

Wie man mit pfiffigen Aktionen und unermüdlichem Einsatz Natur schützt, muß Gerold Janssen in Bremen keiner mehr erklären. Bedarf hat Janssen dagegen jetzt an einem Lehrgang für Selbstschutz. Seinen jüngsten Einsatz für den Erhalt von Wümmewiesen und Hollerland bezahlte Janssen am Sonntag mit einer handfesten Tracht Prügel.

Janssen, allzeit streitbarer Fahnder und überzeugter Aufklärungsarbeiter gegenüber Umweltfrevlern , hatte sich gerade bei einem kleinen Bad im Unisee von den Strapazen der jüngsten Hollerland-Schutzaktionen erholt, als ein mahagonyfarbenes Motorboot in rasender Geschwindigkeit seinen Rückweg kreuzte. Motorboot unten auf der Wümme, Janssen oben auf der Brücke.

Janssen warf sein Fahrrad herum, ließ Abendbrot Abendbrot sein, nahm auf dem Landweg die Verfolgung auf und stellte den Wasserstraßenraser tatsächlich an der nächsten Wümmebrücke. Der dort eigentlich geplante Kurzlehrgang in Sachen Höchstgeschwindigkeit für Motorboote, Gewässerschutz und Uferböschungs-Ökologie kam beim kräftigen Gegenüber des eher zierlichen Deichhauptmanns allerdings schlecht an: Der Motorbootfahrer befand, daß Janssen erstens ein „Arschloch“ sei und ihn die Fahrweise von Motorbootbesitzern zweitens „einen Dreck“ angehe. Um seinen Einwänden handfesten Nachdruck zu verleihen, stieg der Herr aus seinem Boot und machte alle Anstalten, Gerold Janssen seinerseits in die Wümme zu befördern. Nur durch heftiges Klammern am Brückengeländer konnte Janssen ein zweites, diesmal unfreiwilliges Bad verhindern, mußte allerdings im Handgemenge seine Schuhe opfern und anschließend aus der Kloake fischen. Wegen der Schläge auf den Kopf und ins Genick hat Janssen in seiner Eigenschaft als Privatmann Strafanzeige wegen Körperverletzung gestellt, in seiner Eigenschaft als Deichhauptmann Strafanzeige wegen Mißachtung der Gewässerschutzvorschriften. K.S

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen