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DEE-DAY

■ Georgette Dee & Terry Truck „Die Narkotikerin“ im Unart

Die Drops, die die honneurs macht, will nicht glauben, daß da, eine Woche nach der Premiere, noch wer im Auftrag der taz vorbeikommt. Als sie's endlich glaubt, und er, kurz vor Beginn, Fluppen ziehn geht, glaubt sie, er kommt nicht wieder. Aus einem Offtheaterleben.

Auftritt Terry ans Piano, drei Takte, Auftritt Georgette im pflegeleichten Schürzenkleid ans Mikro, Put Me On The Ritz. Applaus, Applaus. Terry improvisiert, Georgette plaudert von Max, von Helmut, von Frauenleid und Männerfreundschaft. Terry streichelt die Tasten, Georgette packt Tüten aus uns schneidet Gurken für die beauty-mask. So gehn zehn Minuten rum. Über die Gurken kommt Georgette zu den Zwiebeln und damit zu einem traurigen Lied. Applaus. Georgette trinkt Kaffee, raucht, plappert, plappert, Terry klimpert, klimpert, klimpert, Georgette schafft das Stichwort fürs nächste Lied, läßt das Gesicht fallen, richtet den Blick in die Strahler, kommt jetzt voll diseusenmäßig rüber. Applaus. Terry singt ein kleines Lied von einer ruhigen Fahrt nach Dresden, ja, ja. Weniger Applaus. Terry klimpert, Georgette poft, schwatzt, singt ein Lied, poft, schwatzt, ein Lied, geht in die Pause, Terry folgt.

Pause.

Auftritt Terry ans Piano, drei Takte, Auftritt Georgette hübschgemacht, sie singt ein Lied, gießt Wein in sich, Max, Helmut kommen zu Besuch, Georgette möchte mal wieder in Grinzing sein. Applaus, Applaus. Terry singt ein kleines Lied vom Wunsch, bepißt zu werden. Applaus, Applaus. Georgette raucht Kette, tut, als betrinke sie sich sinnlos, rafft sich dann unvermittelt zum Finale auf. Rie-sen-ap -plaus. Zu-ga-ben-teil. Die Narkotikerin.

Die Dee, Vorbild der Damenwäscheträger von Spandau bis Marzahn, hat Formprobleme. Dabei ist die Form, die sie sich auszudrücken gewählt hat, das Chanson, eine denkbar strenge: drei Strophen eine Welt. Georgette Dee ist soft wie Bailey's, gerade, wenn sie das Gegenteil zu sein denkt, wie in der berühmten Dietrich-Nummer. Sie ist von Kopf - Klatsch an die Stirn - bis Fuß - Geste dorthin - auf Liebe - Faust an die linke Brust - eingestellt - na und so weiter. Sie kann halt lieben nur. Genau. Diese immergleichen Programme vom Sonst-gar-nix-Können bzw. vom Genau-das-nicht-Können, machen sehr müde, die sitzenden Pointen zum Thema werden immer seltener, die Lieder immer belangloser, die Conference dazwischen immer breiiger.

Formprobleme sind Inhaltsprobleme. Ich fühle mich alt. Ich kann nicht mehr lieben. Ich werde immer verlassen. Es geht schon wieder. All das gehört, wenn überhaupt wohin, zum Staub unter der Psychiatercouch. Aber warum ist das so? Daraus ließen sich schon ein, zwei nette Lieder machen. Auch ein Programm mal, wenn man's gut zusammenstellt.

Solche Mängel wirken auf die Kondition. Georgette Dee ist angestrengt und laut und löst sich erst, wenn sie mit Zarah Leander die encores erreicht. Die Auswirkungen des ökonomischen Zwangs zur Produktion sind nicht zu übersehn. Vom ausgeruhten Geist und wachen Körper ganz abgesehn, fehlen, wie häufiger im Offtheater, Dramaturg und Regisseur.

Eine Hohelied ist zu singen dem Gastspielort. Eva, Charla, Jens, die Mitarbeiter, das sind Leute, Leute. Da stimmt alles. Hingehn und ein Beispiel nehmen.

Thomas Keck

Bis zum 30. Juni, Mi-So um 21 Uhr 30 im Unart, Oranienstraße 163.

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