: Gesundheitsamt ist abgebrannt
■ Frischbezogener Betriebsärztlicher Dienst verwüstet / Feuerwehr geht von Brandstiftung aus
Alles in Dutt! Der Sozialraum ist hin, die Urinproben sind hin, die Grünpflanzen sind hin, die Mikroskope sind hin, die Kunstdrucke sind hin, Stühle und Tische sind hin und die Bahren sind auch hin. Nur die Mitarbeiterinnen sind gestern nicht hin. Sie blieben zuhause. Im Labor und in der betriebsärztlichen Abteilung des Bremer Hauptgesundheitsamts gab es für Mediziner und Chemiker gestern ohnehin nichts zu tun, dafür umso mehr für Handwerker und Versicherugsfachleute. In der Nacht zum Freitag verwüstete ein Brand den gesamten Labortrakt.
HGA-Verwaltungsleiter Peter Emmrich hatte es sich am Donnerstagabend längst zu einem Plausch mit seiner Ehefrau gemütlich gemacht, als das Telefon klingelte: „Es brennt“, meldete
der Hausmeister pflichtschul digst. Als Emmrich wenig später ankam, war das Feuer schon gelöscht, die Verwüstung aber perfekt. Ein vor dem Labor gelagerter Stapel teerpappe-kaschierter Styroporrollen war in Flammen aufgegangen, in der Hitze waren die Glasscheiben des Labors geborsten und hatten den Flammen Zugang zu verschafft. Für die Feuerwehr, die gegen 22.45 von einem Passanten alarmiert worden worden war, eher eine Lappalie. Bereits 20 Minuten später meldete sie „Feuer aus“. Einziges Hindernis der Brandbekämpfung: Direkt unter dem Labor liegt die Trafostation der Bremer Stastwerke. Das gesamte Viertel wird von hieraus mit Strom versorgt. Löschwasser war deshalb sparsam und vorsichtig einzusetzen. Trotzdem konnte das Übergreifen des Feuers auf den angrenzenden, 130 Jahre alten Altbau verhindert werden. Auch vor ihm, wenige Schritte von der
Brandstelle entfernt, hatten Bauarbeiter, die zur Zeit an der Isolierung eines Flachdaches arbeiten, leicht brennbare Baumaterialien gestapelt. Auch die feuergefährlichen Chemikalien des Labors überstanden den Brand unbeschadet in einem massiven Kühlschrank. Ein feiner schmierig-gräulicher Film aus Ruß und Asche überzog gestern dafür Wände, Türen und Möbel des Labortrakts . Der Sachschaden wird auf 500.000 Mark geschätzt.
Dabei war alles erst vor ein paar Wochen renoviert und neu ausgestattet worden. In den gestern dunkel-verklebten Sozialräumen übergab Gesundheitssenatorin Rüdiger erst vor zwei Monaten feierlich und damals noch vom Duft frischer Latexfarbe umgeben den betriebsärztlichen Dienst seiner Bremer Bestimmung. Jetzt können die Handwerker schon wieder kommen. Das Labor wird für die nächsten Wochen lahmgelegt
sein. Privat-Labore dürfen sich über zusätzliche Arbeit freuen, die Laboranten der St.-Jürgen-Klinik vermutlich über zusätzliche Arbeit ärgern. Im übrigen soll der Betrieb des HGA am Montag weitergehen.
Die Ermittlungen der Kripo über die Brandursache dauern zwar noch an, hält Brandstiftung aber schon jetzt für sehr wahrscheinlich. Ein Passant will beobachtet haben, wie Jugendliche an der Brandstelle zündelten. Es wäre nicht der erste Ärger des HGA mit spielenden Kindern und leichtsinnigen Jugendlichen. Erst vor wenigen Tagen belehrte die Polizei ein paar Gören darüber, daß das Dach (!) des HGA kein Spielplatz sei. Einen Baukran hatten Unbekannte am HGA unlängst unbrauchbar gemacht, indem sie ihm Zucker in den Tank schütteten und das Getriebeöl abließen. Schließlich: Im weiten Umkreis gibt es keinen Spielplatz.
K.S.
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