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PCB-Schiffe steuern gen Liverpool

15 mit kanadischen PCB-Abfällen beladene Schiffe sollen ab dieser Woche in Großbritannien eintreffen / Heftige Proteste gegen Entladung / Abfall soll in Wales entsorgt werden  ■  Von Ralf Sotscheck

Dublin (taz) - Die Umweltschutzorganisation Greenpeace und die Europaabgeordneten für Liverpool haben die britischen Hafenarbeiter aufgefordert, die Entladung eines mit Giftmüll beladenen Schiffs zu verweigern. Das bulgari sche Handelsschiff „Nadezha Obukhova“ ist mit 3.600 Tonnen Polychlor-Biphenylen (PCB) unterwegs nach Liverpool, wo es noch in dieser Woche eintreffen wird. Das Schwesterschiff „Kudozhnik Saryan“ wird in der nächsten Woche erwartet - ebenfalls mit PCB an Bord. 13 weitere Schiffe sind angeblich beladen und sollen in bestimmten Zeitabständen in See stechen.

Die Giftladung der 15 Schiffe stammt aus der Lagerhalle „St.Basile le Grand“ im kanadischen Montreal. Die Lagerhalle war im letzten Jahr abgebrannt. 3.500 Menschen mußten evakuiert werden. Greenpeace-Pressesprecherin Sue Adams betonte, daß es wichtig sei, die Entladung des ersten Gifttransports zu verhindern. „Wenn uns das gelingt, können wir auch das Eintreffen der anderen 14 Schiffe stoppen.“

Die Giftladungen sollen von Liverpool über Land in die walisische PCB-Wiederaufbereitungsanlage Rechem in Pontypool transportiert werden. Die WAA war in der Vergangenheit wiederholt ins Kreuzfeuer der Kritik geraten. Die zuständigen Bezirksbehörden hatten in einer Untersuchung festgestellt, daß die PCB-Werte in Pontypool „sechsmal höher sind als die zulässigen Höchstwerte in anderen Ländern“. Bei Enteneiern in der Nähe der WAA sei eine hochgradige PCB -Verseuchung gemessen worden. Das Gift sei längst in die Nahrungskette eingedrungen. Der Staatssekretär im britischen Umweltministerium, David Trippier, behauptete dagegen, daß der PCB-Müll keine Gefahr für Menschen oder Umwelt darstelle.

Erst im Januar hatten britische Umweltschützer einen Brief vom kanadischen Umweltministerium erhalten, in dem versichert wurde, daß Kanada die PCB-verseuchten Überreste der Lagerhalle in Montreal keineswegs exportieren werde. Der Europaabgeordnete Llew Smith, in dessen Wahlkreis die WAA liegt, sagte am Wochenende, daß dieser Brief eine vorsätzliche Täuschung gewesen sei. Ken Stewart, Europaabgeordneter für Liverpool, forderte die Hafenarbeiter gestern schriftlich auf, die Entladungen zu boykottieren. „Es ist eine Schande. Großbritannien darf nicht zur Müllkippe für Abfälle aus aller Welt werden.“

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