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Jugendlicher in Belfast von Plastikgeschoß getötet

Dublin (taz) - Die nordirische Polizei (RUC) hat eine genaue Untersuchung des Todes von Seamus Duffy angekündigt, der am Mittwoch in Nord-Belfast von einem Polizisten durch ein Plastikgeschoß getötet worden war. Der 15jährige Duffy war mit einem Freund auf dem Weg zu einem der zahlreichen Lagerfeuer, mit denen traditionell der Jahrestag der Internierungen begangen wird.

In Nord-Belfast war es am Mittwoch zu vereinzelten Auseinandersetzungen zwischen den Bewohnern und den „Sicherheitskräften“ gekommen. Augenzeugen erklärten jedoch, daß die beiden Jugendlichen friedlich die Straße entlanggegangen waren. Duffys Freund berichtete, daß die RUC aus dem Sehschlitz eines vorbeifahrenden Landrover plötzlich das Feuer eröffnet habe. Duffy starb kurz nach seiner Einlieferung ins Krankenhaus.

Die RUC verweigerte zunächst jeden Kommentar. Gestern behauptete ein Polizeisprecher dann, daß die Beamten beschossen und mit Molotow-Cocktails beworfen worden seien und versucht hätten, die Situation unter Kontrolle zu bekommen. Der neue britische Nordirlandminister Peter Brooke erklärte, er hoffe, daß sich trotz Duffys Tod in der nächsten Woche „die Vernunft durchsetzen“ werde, wenn in Nordirland, Dublin und London Massendemonstrationen zum 20. Jahrestag der Entsendung britischer Truppen nach Nordirland stattfinden werden.

Seamus Duffys Vater Brendan sagte am Mittwoch abend, er werde alles daransetzen, daß der Polizist, der den Schuß auf seinen Sohn abgefeuert hat, wegen Mordes angeklagt wird. Duffy ist das 17. Opfer von Plastik- und Gummigeschossen in Nordirland.

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