Schnellkurs für „Verkehrsberater“

■ Zur Freihaltung des erweiterten Busspurnetzes sollen rund 100 der zivilen BVG-Helfer und alle verfügbaren Politessen antreten / Über Umbau der Haltestellen noch nicht entschieden

Wenn zum 1. Oktober das Busspurnetz wie angekündigt erweitert wird, werden zunächst rund 100 zivile „Verkehrsberater“ an den neuralgischen Punkten ihren Dienst aufnehmen. Die von der BVG derzeit in Schnellkursen geschulten Arbeitslosen sollen Autofahrer, die vielleicht aus Unkenntnis der neuen Regelungen mit ihrem Untersatz die Busspuren blockieren, freundlich zum Weiterfahren auffordern. Polizeiliche Sanktionsbefugnisse bekommen diese Helfer nach den Plänen nicht. Sie sollen „verbindlich und nett“ auftreten, so der Sprecher der Senatsverkehrsverwaltung, Göbel. Die Ankündigung von Verkehrssenator Wagner, bis zu 300 dieser Berater einzustellen, läßt sich laut Göbel bis zum Termin Anfang Oktober nicht realisieren. Es habe keinen Sinn, irgendwelche „Stoffel“ anzuheuern, die Autofahrer etwa mit den Worten 'Wat is'n hier los - nu hau mal ab‘ anherrschten (würde doch durchaus ins niveau der derzeitigen politessen passen. sezza). Doch würden sich im Rahmen eines Sonderprogramms zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen sicherlich noch genügend geeignete Leute finden lassen.

Aber auch die Polizei selbst sorgt vor, um den „Großen Gelben“ in ausreichender Stärke freie Fahrt zu verschaffen. Der Senat hat eine Verdopplung der Planstellen für Politessen um 80 auf 160 beschlossen. Neu ist, daß die teilweise noch zu besetzenden Stellen im Zuge der Gleichberechtigung männlichen Bewerbern ebenfalls offenstehen. Die „Polizeiangestellten im Verkehrsüberwachungsdienst“, so die korrekte Amtsbezeichnung, sollen sich in einem Übergangszeitraum um die Freihaltung der Busspuren kümmern und damit zusammenhängende Verkehrsverstöße ahnden. Dazu zählt die Polizei auch „alles, was am Rande der Überwachung mit anfällt“. Dort, wo infolge der neuen Busspuren das Halten am Fahrbahnrand nicht mehr möglich sein wird, rechnet man beispielsweise mit einer noch stärkeren Zunahme des ohnehin überhandnehmenden verbotenen Gehwehparkens.

Inzwischen bleibt den bezirklichen Tiefbauämtern wenig Zeit zur Anlage der neuen Busspuren. Erst jetzt, spätestens jedoch bis Mitte des Monats, will die Verkehrsverwaltung entsprechende Anordnungen an die Bezirke verschicken. Alle Details hätten erst mit den diversen Rechtsvorschriften abgeglichen werden müssen, nichts dürfe „nachgeschoben“ werden, begründete Göbel die lange Vorbereitungszeit. Weil die Prüfung „unproblematisch“ gewesen sei, habe lediglich der Bezirk Reinickendorf schon vorab eine Busspur-Anordnung erhalten. Wie es heißt, wurde die Einrichtung einiger Spuren in strittigen Fällen von der Verwaltung auch vertagt. Auf dem Kudamm soll es die Sonderfahrstreifen zunächst nur abschnittsweise geben.

Immer noch nicht abschließend geklärt ist, wie die Busse auf dem Kudamm die vorgesehene Mittelspur zur Aufnahme von Fahrgästen am rechten Fahrbahnrand verlassen sollen. Wunsch der BVG sei, daß die Haltestellen hinter die Kreuzungen verlegt werden, erläuterte der Sprecher Senator Wagners. Der Haken dabei: die ausladenden Kronen mancher Staßenbäume ein echtes Hinderniß für die gelben Doppeldecker. Dann gebe es noch die ebenfalls ernsthaft diskutierte Variante, an den vorhandenen Haltestellen Kaps anzubauen. Ebenfalls entschieden werden muß noch über die Breite der jeweiligen Streifen auf dem Kudamm. Die Verkehrsverwaltung favorisiert eine 3,50 Meter breite Busmittelspur, für die rechte Ladespur verblieben 2,50 Meter, für den links fließenden Individualverkehr 3 Meter.

Einvermehmen zwischen Verkehrssenator und BVG beteht, daß sich die RadfahrerInnen auf dem Kudamm in Zukunft, dem Rechtsfahrgebot folgend, zwischen den parkenden Fahrzeugen auf der Ladespur und der Busspur hindurchschlängeln müssen. Diese wahrscheinlich mehr schlechte als rechte Lösung entspricht den Vorstellungen der BVG, die meint, RafahrerInnen würden die Bussen am angestrebten zügigeren Fortkommen hindern und seien auf Busspuren besonders gefährdet.

Thomas Knauf