AL nicht auf Linie

■ AL sieht Überbauung der Dahlemer U-Bahn kritisch / „Höchstens einige Dutzend Wohnungen“ / Bausenator Nagel: „AL fehlt Bewußtsein für Wohnungsnot“

Streit zwischen der AL und Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hat der Plan des Senators ausgelöst, Teile der U-Bahn-Linie 2 in Dahlem zu überdeckeln und mit Wohnungen zu überbauen. Mit der AL werde es „keine Überbauung“ der Bahntrasse geben, „falls die ökologischen und städtebaulichen Konsequenzen erheblich sind“, erklärte der AL-Abgeordnete Michael Michaelis gestern. Zwischen den U-Bahnhöfen Podbielskiallee und Dahlem-Dorf sollte überhaupt nicht gebaut werden, ergänzte der baupolitische Assistent der AL-Fraktion, Volker Härtig, nachdem er sich am Samstag zusammen mit Michaelis vor Ort in Dahlem ein Bild gemacht hatte.

Allenfalls, so Michaelis gestern, sei der Bau von einigen Dutzend Wohnungen „vorstellbar“. Die AL werde aber „weder die Zerstörung von Baumreihen und Vegetation entlang der Bahntrasse noch eine unakzeptable Beeinträchtigung des Stadtbildes hinnehmen“. Es wäre „absurd“, erklärte Michaelis weiter, durch eine Überbauung in Dahlem positive Verhältnisse „zu zerstören“, die anderswo „mit Millionenaufwand“ erst geschaffen werden müßten. Während die AL-geführte Senatsumweltverwaltung eine „Ideenskizze“ für „hinnehmbar“ erklärt hatte, die nahe dem Dahlemer Feld eine hundert Meter lange Überdeckelung und das Fällen von rund 30 Bäumen vorsieht, will Michaelis auch diese Pläne „eigentlich nicht“ akzeptieren .

Zuvor hatte bereits die Zehlendorfer CDU Widerstand gegen das Projekt angemeldet. Sie fürchtet den Verlust von 4.000 Bäumen. Diese Kritik hatte Nagel kürzlich als „bewußte Verdrehung von Tatsachen“ zurückgewiesen. „Zu keinem Zeitpunkt“ sei an eine „vollständige Überbauung“ des U-Bahn -Trogs gedacht gewesen. Nagel weigerte sich aber auch gestern, genauere Angaben über den möglichen Umfang des Projekts zu machen. Der Senator will ein Gutachten abwarten, das klären soll, ob eine Überbauung ökologisch, städtebaulich und technisch Sinn macht. Nagel denkt daran, zunächst ein Pilotprojekt voranzuschicken. Bei Erfolg sollen dann weitere Abschnitte überbaut werden.

Die Kritik des kleinen Koalitionspartners wies Nagel gestern mit harschen Worten zurück. „Wenn die AL genausoviel Gehirnschmalz darauf verwenden würde, neue Bauflächen zu finden, wäre mir wohler“, sagte der SPD-Politiker zur taz. „Der AL fehlt das Bewußtsein für die Wohnungsnot“, holzte der Senator zurück. Sein Vorschlag zur Güte: Er sei „gerne bereit, mit Härtig und Michaelis einen Besuch im Aufnahmelager Marienfelde oder in einem Containerdorf zu unternehmen“.

hmt