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Mit der BVG umsonst zum Einkauf

■ Wenn die Parkhausgebühren von Geschäften übernommen werden, warum sollte dies nicht auch für die Rückerstattung des BVG-Fahrscheins gelten

Ein Vorbild für die Berliner Verkehrspolitik könnte schon bald eine Initiative des Kieler Einzelhandels werden: Kunden, die mit öffentlichen Nahverkehrsmitteln ins Zentrum der Landeshauptstadt fahren, bekommen seit neustem in rund fünfzig Geschäften einen Teil des Fahrgeldes zurückerstattet. Grundlage für die Kieler Initiative ist der Mangel an Parkplätzen in der Innenstadt. Auch die Tatsache, daß Autofahrer häufig ihre Ausgaben für das Benutzen von Parkhäusern oder Tiefgaragen von den Warenhäusern zurückerstattet bekommen, hatte die Geschäftsleute auf den Plan gerufen. Denn Geld sparen sollen auch Kunden ohne fahrbaren Untersatz.

„Auf Anhieb würden wir einer solchen Initiative ganz positiv gegenüberstehen“, ließ die Buchhandlung Herder gestern gegenüber der taz verlauten. Wenn eine solche Aktion auch in Berlin zustande käme, würden sie sich sicherlich nicht davon ausschließen. „Das sind doch Kleinigkeiten, die man schon mal machen kann“, so die Buchhandlung, die zwei Filialen in der City hat.

Weniger zuversichtlich zeigte sich hingegen die Drogeriekette „drospa“. „Unsere Kunden kommen sowieso zu achzig Prozent mit der U-Bahn“, redete sich Marketing-Chef Kunow heraus. Allerdings sei eine solche Nahverkehrsinitiative auch noch nie Gesprächsthema im Konzern gewesen. „Ich werde das aber mal zur Sprache bringen“, erklärte Kunow. Erstaunen machte sich auch beim Karstadt-Konzern bemerkbar. „Über eine Fahrgeldrückerstattung haben wir überhaupt noch nie nachgedacht“, hieß es aus der Zentralverwaltung in Essen. In Berlin sei das momentan auch gar kein Thema. „Aber was nicht ist, kann ja noch werden“, ließ Karstadt verlauten.

Eher skeptische Worte für die Nahverkehrskampagne kamen vom Hertie-Konzern, zu dem auch das KaDeWe gehört. „Die meisten Kunden gehen ja nicht nur in ein einzelnes Geschäft, sondern gleich in mehrere“, wandte eine Sprecherin aus der Pressestelle ein. Da könne es leicht passieren, daß einige Geschäfte häufiger als andere den Fahrtkostenanteil zurückerstatten müßten - „je nachdem, wo die Leute ihren Fahrschein einlösen“. Würden allerdings auch die anderen Kaufhäuser diese Initiative befürworten, so hieß es aus der Frankfurter Zentrale, müßte man wahrscheinlich aus Konkurrenzgründen mitziehen. Jedoch: „Mit dem Fahrgeld gibt's ja keinen aktuellen Zugzwang.“ Realistisch sei in Berlin vielleicht eine Testphase, zum Beispiel zu Weihnachten. „Dann könnte man gucken, wie sich das rentiert“, hieß es aus der Hertie-Verwaltung.

Nicht dazu äußern wollte sich die AG City. Sie verwies auf ihren im Urlaub befindlichen Verkehrsexperten Wiedenhaupt. Aber die AG City dürfte wenig Begeisterung für das Fahrgeldprojekt aufbringen. Erst im Mai hatten die Ladenbetreiber mehr Platz für Autos gefordert. Zusätzliche Parkplätze, neue Kurzparkzonen, sogar weitere Parkhäuser sollten nach Meinung der AG die City bereichern. Gleichzeitig hatten sie sich gegen die geplanten Busspuren auf dem Ku'damm gewandt, mit denen eine Rennstrecke“ für die BVG entstehen würde. Die Angst, der Bummelboulevard könne zur reinen Fußgängerzone „verkommen“ hatte den City -Geschäftsleute seinerzeit schlaflose Nächte bereitet.

cb

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