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Umweltschonend Autofahren lehren

■ Eine neue Fortbildung für Bremer FahrlehrerInnen / Über die Straße gleiten und bei Stau das Auto stehen lassen

Was können AutofahrerInnen von Enten lernen? Damit Bremer FahrschülerInnen auf diese Frage künftig die richtige Antwort wissen, sollen ihre FahrlehrerInnen jetzt fortgebildet werden. „Gleiten und Schung ausnutzen“ heißt die Antwort, und so heißen auch zwei wesentliche Bestandteile eines Ausbildungskonzeptes, mit dem künftig schon in der Fahrschule „umweltschonendes Fahren“ antrainiert worden soll. Der entsprechende Lehrplan wurde an der Arbeitsstelle für verkehrspädagogische Forschung und Lehre an der TU Berlin entwickelt und soll in einem Seminar vom 16.-18. Oktober zunächst an 15 Bremer FahrlehrerInnen weiter

gegeben werden.

Ein auf 50 km/h beschleunigtes Auto rollt im Leerlauf noch über 1/2 Kilometer weiter, ist in einem Lehrfilm zum Thema „Gleiten und Schwung nutzen“ zu erfahren. Wer also sofort auskuppelt, wenn eine rote Ampel in Sicht kommt, kann bis zu 10 Prozent Benzin sparen und trägt gleichzeitig zum Lärmschutz bei. „Vorausschauende Fahrweise“ nennen das die Verkehrspädagogen der TU Berlin. Doch die dortigen Führerscheinprüferinnen hatten das zunächst ganz anders gesehen: Gang rausnehmen vor der roten Ampel werteten sie als Fahrfehler.

Nachdem in Berlin seit Ende 1987 60 FahrschülerInnen an der TU „Leerlauf vor der Ampel“ gelernt und sich später trotzdem nicht als besonders unfallfreudig erwiesen hatten, hatte auch der TÜV ein Einsehen und will ab sofort umweltfreundiches Autogleiten nicht mehr bemängeln. In Bremen wird es solche Anlaufschwierigkeiten gar nicht erst geben, versprach Heinrich Hoffmeyer vom TÜV bei der Vorstellung des Fahrlehrer-Projekts. „Breite, übersichtliche Straßen zum Lernen des vorausschauenden Fahrens gibt es in Bremen allerdings

nur sehr wenige“, gab Peter Passe, Vorsitzender des Landesverbandes der Fahrlehrer, zu bedenken. Trotzdem will auch selber an der Fahrlehrer-Fortbildung teilnehmen.

Dort geht es dann z.B. auch um den umweltschonenden Umgang

mit dem Motorenöl. Daß zum Anlassen des Autos kein Motorengeheul gehören muß, sollen FahrlehrerInnen ebenso vermitteln lernen wie das schlechte Gefühl, wenn der Motor über 2.000 Umdrehungen/Minute gerät. Und schließlich soll sogar bewußter

Umgang mit dem Autofahren selber eingeübt werden. Der Berliner Unterrichtsfilm gibt dafür ein Beispiel: „Auf der Straße herrscht dichter Stau. Wenn Sie jetzt immer noch gleiten wollen, müssen Sie auf die U-Bahn umsteigen.“

Ase

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