: Robin Wood legt Holzumschlag lahm
Sechs UmweltschützerInnen besetzten zwei Stunden Kran für Tropenholz ■ Foto: Robin Woo
Es wurde gerade Tag: fünf Uhr früh. Sechs Menschen näherten sich vorsichtig dem Werksgelände der Firma Röchling/Brehola im Hafen - das ist mit 50 Prozent der Gesamtmenge der größte Umschlagplatz für sämtliche deutsche Tropenholz-Importe. Die Sechs brauchten ihre Leiter gar nicht auszuladen, durchschritten ungehindert das unverschlossene Tor und bestiegen den gewaltigen Kran, der wie eine riesige Brücke auf Schienen montiert ist und gewaltige Baumstämme aus Regenwäldern auf Eisenbahnwaggons und in Container hievt.
Die zwei Frauen und vier Männer der Umweltschutzorganisation „Robin Wood“ aus Bremen und Oldenburg waren gut vorbereitet. Sie hatten Rucksäcke mit Verpflegung und sogar Schlafsäcke dabei, um die Besetzung des Krans erst einmal „unbegrenzt“ durchzuhalten. Den Aufgang zum Kran verschlossen sie für andere hinter sich mit schweren Motorrad-Stahlbügelschlössern. Allmählich wurde der Himmel hell, und die von unten gesehen winzigen Figuren entrollten ein Transparent: „Hier wird mit dem Mord an Ureinwohnern, Weltklima und Artenvielfalt skrupellos verdient! Wir fordern: Tropenholz-Boykott!!! Robin Wood.“
Die unbegrenzte Besetzung fand gegen sieben Uhr ihr jähes Ende. Die ersten Arbeiter rückten an und alarmierten die Polizei, die im PKW erstmal abwartete. Mit einem Schneidbrenner durchtrennten die Holzarbeiter die Stahlschlösser, bemächtigten sich wieder des Krans und fuhren erstmal demonstrativ nach rechts - das Transparent ratschte ab und fiel zu Boden in die wartenden Baumriesen: Man konnte arbeiten.
Die BesetzerInnen, von Arbeitern und Polizei aufgefordert, kletterten von der Brücke - ein „Gespräch mit der Geschäftsleitung“ war ihnen zugesagt worden. „Wir setzen die auf die Anklagebank, wo sie hingehören“, erklärte eine, „wenn die so weitermachen, gibt es in 15 Jahren keinen Regenwald mehr.“ Aber der Geschäftsführer, der um halb acht am Haupttor vorfuhr, hatte andere Vorstellungen. Mit nur einem Vertreter und ohne Presse wollte er reden - da sagten die Robin-Wood-AktivistInnen nein. Ob ihnen für die öffentlichkeitswirksame Aufklärungs-Aktion nun eine Schadensersatzklage für die verhinderte Arbeitsstunde droht, bleibt abzuwarten, weitere Aktionen auch. Vor zwei Jahren hatten die UmweltschützerInnen bei einer Besetzung desselben Firmengeländes zu Recht prophezeiht: „Wir kommen wieder!“ S.P
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