NICHT ELEFANTEN-, SONDERN MAMMUTELFENBEIN

Als die Länder der EG im Juni beschlossen, Elfenbeinimporte wegen der Bedrohung der Elefanten einzustellen, sahen die Elfenbeinschnitzer im Odenwald ihr 200 Jahre altes Handwerk in Gefahr. Jährlich 1,5 Tonnen Elfenbein verarbeiten die Schnitzer zu Kästchen, Ketten, Lampen, Messergriffen und allerlei anderen Souvenirs. Doch die Odenwäldler wußten Rat: Sie wandten sich an die sowjetische Botschaft mit der Bitte, zukünftig Mammutelfenbein aus Sibirien einführen zu dürfen. Dabei erinnerten sie, daß man im Odenwald äußerst großzügig für die Erdbebenopfer in Armenien im letzten Herbst gespendet hatte. Mammute sind vor zehn- bis zwanzigtausend Jahren ausgestorben. Ihre Überreste mit den gigantischen Stoßzähnen liegen in der sibirischen Tundra begraben. Botschafter Kvisinski versprach soviel Mammutelfenbein, wie die Schnitzer wünschen, und stellte den Kontakt zum Geologieministerium in Moskau her. In Kürze soll eine Delegation aus dem Odenwald, der hessischen Landesregierung und der Lufthansa in die UdSSR reisen, um den Deal perfekt zu machen. Mammutelfenbein läßt sich angeblich leichter als Elefantenelfenbein polieren und hat eine eigentümliche Feinstruktur und Färbung.

New Scientist