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Donnerstag

 ■ RADIO DAYS

Heute feiert der Regisseur und jetzige Schriftsteller Elia Kazan seinen 80. Geburtstag. Schon bevor er den Fuß in die Filmstudios von Hollywood setzte, war Kazan eine Berühmtheit: Er hatte am Broadway mit den Inszenierungen der damals jungen Dramatiker um Tennessee Williams, Arthur Miller und Clifford Odets Aufsehen erregt. Das aufklärerische Anliegen dieser Gesellschaftsdramen war es, so Peter Buchka von der Süddeutschen Zeitung, der „gerade zur Supermacht aufgestiegenen Nation mit beißender Sozialkritik die große Lebenslüge von Godsgwon country“ anzutreiben und den amerikanischen Traum vom Glück durch eigene Leistung auf sein wirkliches „Maß zurückzustutzen“. Elia Kazan führte diesen Anspruch, niemals zu lügen und der Wahrheit bis in ihre tiefsten Abgründe zu verfolgen, in seinen Filmen weiter. Er glaubte nur an Heilung des Systems, falls „die aggressiven Mächte überall in Amerika“ richtig erkannt und ans Licht gebracht würden. Die Resultate seiner kompromißlosen Gesellschaftskritik wurden zu Kultfilmen wie Jenseits von Eden, Endstation Sehnsucht, Faust im Nacken und Baby Doll. Der WDR 2 gratuliert dem großen Mann des Films in ZeitZeichen um 9 Uhr 5.

Im Hessischen Rundfunk wird der 40. Geburtstag unseres Bundestages auf komisch-subversive Weise zelebriert: Wir Hörer haben Gelegenheit, unseren Abgeordneten aufs Maul zu schauen: Jürgen Gees präsentiert einen Cocktail aus rhetorischen Kunststücken unserer Volksvertreter und klopft ihre Redegewohnheiten auf Höflichkeiten oder auch deren Mangel ab. So gibt er Aufschluß über die Entwicklung der demokratischen Stilformen in Rede- und Gegenrede, Appell und Polemik. (HR 2, 20.30 Uhr)

Die Intention des Kulturkritikers Siegfried Krakauer war es, die Physiognomie seiner Gesellschaft aus deren Oberflächensymptomen abzulesen. So wählte er seine Themen aus dem großstädtischen Alltag seiner Zeit mit dem Ziel, die Wirklichkeit so weit zu zersetzen, bis sie Farbe bekennt. Dem Namenlosen einen Namen geben ist ein Porträt Siegfried Krakauers. Autor ist Dieter Mersch. (DLF, 22.15 Uhr)

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