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Man zahlt mehr für gute Milch

■ Bremerland Molkerei eG segelt in der „Spitzenklasse“ / Milchpreise steigen weiter

Die Tische im Presseclub stehen voll mit Plastik-Bechern mit Jughourt und Milch-Erzeugnissen, die Bremerland Molkerei -Genossenschaft überschwemmt die Journaille mit Großzügigkeit: „Ein besonders erfolgreiches Jahr“ sei 1988 gewesen, berichtet das geschäftsführende Vorstandsmitglied Rudolf Bandmann. Der Absatz stieg vor allem in Bereichen von Sahne, Frischkäse und Joghurt - insgesamt immerhin um 14 Prozent. 281 Millonen Kilogramm Milch wurden 1988 angeliefert, mit dem neuen Werk in Seckenhausen will die Bremerland den eigenen Erfolg ausbauen und beim Trend zur Flaschen-Abfüllung vorn liegen. 20-25 Prozent der Milch -Kunden, schätzt Bandmann, könnten sich in der nächsten Zeit zu der ökologisch sinnvollen Flaschen-Milch entscheiden: „Ich setze

darauf, daß wir alle lernen müssen, umweltbewußter zu denken.“ Um die „Umläufe“ einer Flasche zu erhöhen, arbeitet die Bremerland an Kisten, die - ähnlich wie Bierkisten - das Sammeln gebrauchter Flaschen anregen. Für eine zurückgebrachte Kiste könnte es als zusätzlichen Anreiz neben dem Pfand einen Bremerland-Sahnejoghurt geben...

Einer der ganz Großen nimmt ökologische Gesichtspunkte ernst - was will die VerbraucherIn mehr? Aber dann kommt doch etwas Irritation in die Journalisten-Runde. „Die Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen“, räumt Bandmann ein, „aber letztlich ist sie so gefallen, wie sie gefallen ist.“ Bandmann verweist auf den „Kaufimpuls am Regal“, den das Unternehmen nicht erlahmen lassen darf. Es bleibt also dabei: Die

„lichtgeschützte Flasche“ will Bremerland nicht einführen.

Auch bei den Tetrapack-Verpackungen entscheiden der Kaufimpuls am Regal: der Umsatz sei durch die Schadstoff -Diskussion nicht merklich zurückgegangen, sagt Bandmann, und er wolle das Thema nicht wieder aufnehmen: „Das war sehr unglücklich.“

Bremerland-Bauern liefern Qualität, lobte der Unternehmer seine Zuliefer-Betriebe. Sie bekommen im Durchschnitt 2-3 Pfennig mehr für das Kilo Milch als in Niedersachsen ausgezahlt wird. Bremerland will auch in Zukunft den Anteil „hochveredelter Spitzenprodukte“ vergrößern, stetige Preisanhebungen scheinen die Kunden mitzumachen: Im Jahr 1988 stieg der Milchpreis um 8 Pfennig, 1989 dürften es 3-4 Pfennig werden, schätzt die Bremerland.

K.W.

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