: Frauen-Computer-Congress
■ Vom 21. bis zum 24. September mit üppigem Angebot in der Bremer Uni
Als Heidi Schelhowe 1982 als Erstsemesterin begann, in Bremen Informatik zu studieren, hatte sie noch nie in ihrem Leben einen Computer gesehen. Das war damals keine Schande, fast der Hälfte des Anfangssemesters ging es ähnlich. Die Informatik war noch Neuland, noch nicht zur Technikwissenschaft verengt und der Frauenanteil lag bei immerhin 19 Prozent. Heutzutage, nach nur sieben Jahren, haben fast alle ErstsemesterInnen einen eigenen PC zu Hause stehen - und sind zunehmend männlichen Geschlechts. Die wenigsten Mädchen aus gemischtgeschlechtlichen Schulen sind motiviert, nach dem Abitur mit Männern eine PC-Wissenschaft zu studieren. Der Frauenanteil bei den Studierenden sank von 19 auf mittlerweile 15 Prozent.
Die qualifizierten EDV-Fachfrauen nun, die - wenn auch mit abnehmender Tendenz - in EDV-Berufen arbeiten, interessieren sich immer stärker füreinander und die Zusammenhänge zwischen Computertechnologie und Geschlecht. Seit drei Jahren gibt es in der Berufsorganisation der EDV'lerInnen, der „Gesellschaft für Informatik“, eine Frauenfachgruppe.Und noch in die
sem Monat, vom 21. - 24. September, organisiert diese Fachgruppe ihre erste Tagung. Aktiv beteiligt an der Tagungsvorbereitung ist Heidi Schelhowe, inzwischen wissenschaftliche Mitarbeiterin am Studiengang. Im Tagungsbüro stehen drei PCs, von weiblichen Berührungsängsten keine Spur. - Berührungsängste hat höchstens die Informatik-Berufsorganisation, die den Frauen zunächst nicht gestatten wollte, ihre weiblichen, „außerinformatorischen“ Tagungsergebnisse in einem Reader zu veröffentlichen.
Das Tagungsprogramm für das September-Wochenende vom 21. bis 24. 9. ist mehr als umfangreich. Am Freitag laufen jeweils fünf Veranstaltungen parallel, Stoff genug, um mühelos eine ganze Frauen-Computer-Woche zu füllen.
Am Eröffnungstag spannen drei Referate den Bogen von der durch Computer veränderten Arbeitswelt über die Berufserfahrungen der EDV-Fachfrauen bis hin zur durch Computer veränderten gesellschaftlich-erotischen Kultur.
Am Freitag haben frau und man dann die Auswahl zwischen, wie gesagt, fünf parallelen Themenkomplexen: Da wären „A“
elf Referate zu Computern in der Erwerbsarbeit - von der hiesigen Teleheimarbeit bis hin zu den südostasiatischen Weltmarktfabriken.
Bei „B“ geht's um Philosophisches, Psychologisches und Musikalisches. Nicht zuletzt wird das abendliche Konzert von der Computermusikerin Viola Kramer gegeben.
Bei „C“ geht es um die EDV
Fachfrauen selbst, bei „D“ um das Bildungswesen und bei „E“ um das Weiterentwickeln der Computertechnologie. Für Samstag sind 18 Termine angesetzt, quer durch den Computer-Garten von der „Pornographie auf Disketten“ bis zur Frage, ob das Informationssystem ISAR eine Alternative zu KONDOR darstellen kann. Frauen und Computer - eine weites Feld...
B.D.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen