: US-Marine geht in Japan vor Anker
■ US-Fregatte läuft gegen den Protest von Atomwaffengegnern in Nagasakis Hafen ein / Japan und die USA wollen in Zukunft militärisch noch enger in der pazifischen Region zusammenarbeiten
Nagasaki (afp/taz) - Unter scharfen Protesten von Bürgerrechtsgruppen hat am Freitag die amerikanische Fregatte „Rodney M. Davis“ den Hafen von Nagasaki angelaufen. Die Bürgerrechtler vermuten, daß das Schiff mit Atomwaffen ausgerüstet ist. Nagasakis Bürgermeister sperrte sich zunächst gegen das Anlegen der US-Fregatte und verlangte einen eindeutigen Beweis dafür, daß sich an Bord keine Atomwaffen befinden. Jedoch wurde er von der Regierung der Präfektur Nagasaki überstimmt, in deren Verwaltungshoheit der Hafen fällt. 300 Demonstranten, beobachtet von 500 Polizisten, protestierten in der Nähe des Hafens friedlich gegen die Einfahrt des Schiffes. Die Fregatte wollte nach Informationen der Hafenbehören nach einem kurzen Tank- und Verpflegungsstopp sofort wieder auslaufen.
Es war das erste Mal seit 15 Jahren, daß ein US -Kriegsschiff das 1945 von einer US-amerikanischen Atombombe zerstörte Nagasaki anlaufen wollte. 1974 hatte die Stadt beschlossen, ihren Hafen für alle mit Atomwaffen bestückten Kriegsschiffe zu sperren. Prinzipiell sind Nuklearwaffen auf japanischem Boden zwar verboten, doch weigern sich die USA, Angaben über die Waffen an Bord ihrer Schiffe zu machen. Die japanische LDP-Regierung hat bislang die Augen zugedrückt und selbst die im Aufwind segelnden Sozialisten haben einen außenpolitischen Kurswechsel vorgenommen und den Sicherheitsvertrag mit den Vereinigten Staaten akzeptiert. Bisher war die größte japanische Oppositionspartei gegen das Vorhandensein von See-, Land- und Luftstreitkräften, auf japanischen Boden Sturm gelaufen. In seinem am Dienstag veröffentlichten Weißbuch für 1989 zeichnete das japanische Verteidigungsministerium ein düsteres Bild der Sicherheitslage im ostasiatischen Raum angesichts sowjetischer Luft- und Seemanöver vor Japan. Erst vergangene Woche beim Antrittsbesuch des neuen japanischen Premiers Kaifu in Washington wurde die US-japanische Verteidigungsallianz in der Region erneut bekräftigt. Auf Drängen der USA soll Japan künftig einen größeren Anteil der Rüstungsaufwendungen tragen. Bereits 1989 stieg das Budget um 5,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf etwa 55 Mrd. Mark. Die japanische Aufrüstung richtet sich allerdings nicht nur gegen Moskau, sondern bereitet auch China und anderen asiatischen Staaten Sorge. Japan verfügt bereits über 60 größere Kriegsschiffe, verglichen mit 53 der Chinesen und 31 indischen. Da mehr als 70 Prozent der japanischen Öl-Importe aus dem Golf über den indischen Ozean fließen, haben die japanischen Strategen inzwischen auch die indischen Expansionsanstrengungen in diesem Teil der Welt ins Visier genommen.
sl
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