: Nicht einmal schlechte Satire-betr.: "Man muß die REPs zum Reden zwingen", taz vom 14.9.89
betr.: „Man muß die REPs zum Reden zwingen“, (Bernd Ulrich),
taz vom 14.9.89
Die Analyse des Parteiprogramms der „Republikaner“, ihrer Zeitungen und Flugblätter ergibt in aller Deutlichkeit, daß die Republikaner arbeitnehmerfeindlich, gewerkschaftsfeindlich, frauenfeindlich, ausländerfeindlich, asylrechtsfeindlich, pressefreiheitsfeindlich, „Dritte-Welt“ -feindlich, entspannungsfeindlich, revanchistisch, rassistisch, sozialdarwinistisch, antisemitisch, antikommunistisch sind.
Das ist leider keine Aufzählung aus einer Faschismusanalyse, sondern von jedem/r nachlesbar, hörbar. Die „Republikaner“ betreiben soziale Demagogie und appellieren am radikalsten an den obrigkeitshörigen, autoritären deutschen Untertan und an die law-and-order -FetischistInnen.
Darüber hinaus appelieren sie an reichsdeutsche oder deutschnationale Mentalitäten, auch nach dem Motto: Der deutsche Faschismus, von den Reps Nationalsozialismus genannt, hatte seine eindeutig guten Seiten und der Krieg und Auschwitz ist dem sensiblen Hitler und den guten Deutschen nur aufgezwungen worden. Bildung, Wissenschaft und Medien haben letzteres vor allem zu vermitteln.
Daß hier kollektive Mentalitäten angesprochen werden, die durch materielle Nöte, soziale Bindungsverluste, ideologische Orientierungslosigkeit sehnsüchtig nach sozialer und emotionaler Identität suchen, macht den „Republikanern“ ihre oben genannte Propaganda so fruchtbar. Hier von einer „Schutzgemeinschaft einer sterbenden Art“, von „Absterben des Antikommunismus“, gar noch von fraulicher „geistiger und moralischer Hegemonie“ in dieser Geselslchaft zu reden, wie Bernd Ulrich das tut, ist nicht einmal schlechte Satire.
Eine Analyse der CDU/CSU nach 1945 zeigt doch, daß diese Großfamilie aus dumpfen Deutschnationalen, verschiedenen christlich-sozialen Flügeln und den knallhart kapitalistischen Wirtschaftsliberalen zusammengesetzt war. Tatsächlich schaffte F.J. Strauß immer wieder deren Integration unter das Dach der CDU/CSU, trotz schon zu seinen Lebzeiten immer wieder offensichtlicher Desintegrationsbestrebungen, zum Beispiel NPD, jetzt die REPs.
Aber diese Großfamilie weiß auf den ungehemmten, durch Europa '92 noch einmal angeheizten, kapitalistischen Modernisierungsprozeß keine Antworten - selbstverständlich kommen Modernisierungs-„Opfer“ aus der SPD, FDP und vor allem JungwählerInnen dazu. Sind das alles „keinerlei soziale Ursachen für den Aufschwung der REPs“, Bernd Ulrich?
Ich hoffe nur, daß Du nicht repräsentativ für die Grünen bist.
Wolfgang Doinik, Bochum
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