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Die Ungarn feiern die neue Republik

■ Seit gestern keine „Volksrepublik“ Ungarn mehr / Tag des Aufstands 1956 ist jetzt Staatsfeiertag

Budapest (ap/afp) - Am 33.Jahrestag des ungarischen Volksaufstandes hat das amtierende Staatsoberhaupt Matyas Szürös in Budapest die ungarische Republik ausgerufen. „Von heute an heißt unser Staat Republik Ungarn“, sagte Szürös am Montag unter dem Jubel von Zehntausenden Zuschauern, die erstmals legal des Aufstands von 1956 gedachten. Die Proklamation wurde landesweit im Fernsehen übertragen. Punkt 12 Uhr läuteten überall in Ungarn die Kirchenglocken. Wenige Minuten später erschien Szürös auf dem Balkon des Parlamentsgebäudes, der mit der ungarischen Flagge geschmückt war. Vor dem Gebäude versammelten sich über Mittag mehr als 100.000 Menschen.

Laut Parlamentsbeschluß wurde der 23.Oktober zum Tag der Nationalen Versöhnung erklärt. An diesem Tag hatte vor 33 Jahren der wenig später blutig niedergeschlagene Aufstand begonnen. Die Revolte war von der Führung Ungarns jahrzehntelang als „Konterrevolution“ verurteilt worden.

Kritik am angeblich undemokratischen Vorgehen kam originellerweise aus dem Nachbarland CSSR. Das Organ der slowakischen KP, 'Pravda‘, hat die Veränderungen in Ungarn das Ergebnis eines „politischen Staatsstreichs“ genannt. Es sei sicher, daß sie beschlossen wurden, ohne daß breite Schichten der Bevölkerung ihre Meinung dazu äußern konnten.

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