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Maggie hält unverdrossen Kurs

„Eiserne Lady“ bleibt bei ihrem autoritären Führungsstil / Kritik in den Reihen der Tories nimmt zu / Oppositionschef Kinnock wittert Morgenluft / Mehrheit der Briten für Wechsel an der Spitze  ■  Von Ralf Sotscheck

London (taz) - Margaret Thatchers Kritiker im britischen Kabinett proben den Aufstand. Sir Geoffrey Howe, den Thatcher im Juli auf den einflußlosen Posten des stellvertretenden Premierministers abgeschoben hatte, forderte am Samstag die Fortsetzung von Nigel Lawsons Währungspolitik. Lawson hatte am Donnerstag abend seinen Rücktritt eingereicht und dadurch eine schwere Krise für die Regierung Thatcher ausgelöst.

In einer Rede auf der anglo-spanischen Konferenz in Bath lobte Howe den ehemaligen Finanzminister als „äußerst mutigen Mann“, dessen Beitrag zur Wirtschaftspolitik „herausragend“ gewesen sei. Mit deutlichen Worten erinnerte Howe die Premierministerin an ihr Versprechen im Juli auf dem EG-Gipfel in Madrid, so bald wie möglich dem EWS beizutreten. Howe betonte, der Beitritt zum EWS sei nicht nur für Großbritanniens Glaubwürdigkeit, sondern auch für eine gesunde britische Wirtschaft lebenswichtig. Mit seinem Angriff auf Thatcher will Howe sich offenbar als Nachfolger der Premierministerin profilieren. Es ist bezeichnend, daß die Pressestelle der Tories seine Rede von Bath nicht verbreitet hat.

Meinungsumfragen - ein jeden Sonntag wiederkehrendes britisches Phänomen - haben ergeben, daß 54 Prozent der Bevölkerung für den Rücktritt der „Eisernen Lady“ noch vor den nächsten Parlamentswahlen in zwei Jahren plädieren. Und auch die Labour-Party will aus Thatchers Krise größtmögliches Kapital schlagen.

Labour-Chef Neil Kinnock trällerte vor den Fernsehkameras demonstrativ das Lied From Major to Minor (Vom Bedeutenden zum Unbedeutenden). Damit spielte er auf Thatchers Lieblingsschüler John Major an, der am Donnerstag vom Außenministerium ins Finanzministerium gewechselt ist. Major beeilte sich zu versichern, er wolle Lawsons Politik fortsetzen. Thatcher zeigte sich von der Kritik gänzlich unbeeindruckt: Business as usual.

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