Computer-Herbst

■ Klaus Brunnstein stellte seinen „Computer-Viren-Report“ vor / Ein feministisches unter weltweit 130 Viren

Hamburg (taz) - Wie fallende Blätter trudeln die Buchstaben vom Bildschirm herunter, der Computer verbreitet romantische Herbststimmung. „Das ist der Black-Jack-Virus, wir nennen ihn Herbstvirus“, erläutert Informatikprofessor Klaus Brunnstein im „Virus Test Centrum“ der Universität Hamburg. 79 von derzeit 130 der computerkillenden Viren plus geeignete Abwehrmaßnahmen werden in Brunnsteins gerade neu im WRS-Verlag erschienenen „Computer-Viren-Report“ beschrieben.

Das Gemeine an ihnen: Sie werden über Disketten und Computernetze in alle Welt übertragen und bringen die Programme durch ihre eigene unkontrollierte Vermehrung zum Absturz. Der häufigste, der die Rechner vorzugsweise an Freitagen, den 13.befällt, ist der sogenannte Israeli-Virus, so benannt nach seinem ersten Seuchenherd in der Hebräischen Universität Jerusalem.

In der BRD stellen der Herbstvirus und der sogenannte Oropax-Virus rund ein Drittel aller Befälle. „Oropax haben wir den in diesem Februar in Hamburg zuerst aufgetreten Virus genannt, weil er solange einen Walzer, einen Marsch und eine alte Melodie in Computertönen spielt, bis man sich die Ohren zustopfen muß“, grient Prof.Brunnstein. Genauso hübsch wie bösartig ist der „Neuseeland-Marijuana-Virus: „Now your computer is stoned - legalize marijuana“, meldet der befallene Rechner. Der erste feministische Virus ist relativ harmlos: Benutzer der Software Mikrosoft wunderten sich vor kurzem in Wilhelmshaven und Bielefeld, als das Wort „Mikrosoft“ überall durch „Machosoft“ ersetzt worden war.

Von weltweit 25 Millionen Personalcomputern sind inzwischen zehn bis zwanzig Prozent „virusverseucht“, schätzt Brunnstein und findet das gar nicht witzig: „Mein Report ist kein Lehrbuch für Virusprogramme, denn wir wollen nicht zu kriminellen Anschlägen auf die Wirtschaft beitragen.“

Ute Scheub