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Klassik - Nein Danke?

■ Betrifft: Kritik „Jazzbanhausen in der Glocke“ , taz vom 24.10.89

Bei der Überschrift zu ihrer Kritik „Jazzbanausen in der Glocke“ ist Herrn Taub offensichtlich eine kleine Entgleisung passiert.

Die Bildungsbürger, die er so verhöhnt, hatten am Eingang dieselben horrenden Eintrittspreise entrichtet wie die Jazzfans, und sie waren gekommen, um ihre „Stars“ (Mario Venzago und die Deutsche Kammerphilharmonie) zu hören, die laut Programm immerhin drei Viertel des Abends alleine bestreiten sollten. Zugegeben, sie befanden sich in der Minderzahl. (Wieso eigentlich? Das Bremer Klassikpublikum hat wohl kein Interesse am 20.Jahrhundert? )

Als Banausen haben sie sich jedoch bestimmt nicht aufgeführt, das besorgten bereits einige Jazzfans, die allzu geräuschvoll ihr Desinteresse am klassischen Teil des Abends kundtaten. Die Bildungsbürger ließen John McLaughlin dies aber nicht entgelten, sondern lauschten, teils sogar begeistert, zumindestens aber ruhig, seinem 2.Gitarrenkonzert.

Vielleicht leistet sich die „taz“ ja beim nächsten Mal eine(n) -gerne auch jazzbegeisterte(n) - Kritiker(in), der (die) etwas weniger tendenziös berichtet, dafür aber dem Anlaß entsprechend genügend Vorbildung mitbringt, um nicht zwei so unterschiedliche Komponisten wie Schonberg und Ives kurzerhand über einen Kamm zu scheren, und auf welche(n) die hervorragenden Leistungen des Dirigenten Mario Venzago und der Deutschen Kammerphilharmonie - auch bei McLaughlins Gitarrenkonzert - an diesem Abend nicht nur ein „Vorprogramm“ wirken.

Amrei Collmer

U-Satz:!!!!

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