Entsprechendes lief doch schon einmal-betr.: "Beton-AStA eingemauert", taz vom 12.10.89

Betr.: „Beton-AStA eingemauert“, taz vom 12.10.89

Warum, so frage ich mich, berichtet die taz-Berlin nicht über die grundsätzlichen Probleme, die StudentIn heute hat: zum Beispiel Wohnungsnot, Bafög, Studienbedingungen, Uni -Demokratie, Heckelmann, Berufsaussichten etc. Daß linke Koalitionen wie der jetzige AStA oft wackelig und gerade anfällig für Fehler sind, ist nichts Neues. Wem nützt die Berichterstattung?

Nicht der AStA, sondern bestimmte, den Anti-Imps nahestehende Personen haben die Grußbotschaft an die DDR quasi im Alleingang herausgebracht. Sie liest sich wie die Emser Depesche: Alles Wesentliche fehlt. Entsprechend lange dauert nun der positive Klärungsprozeß aller Strömungen. Aber einheitliche linke Positionen - ohne Funktionalisierungsgefahr durch rechte Propaganda - sind ja wohl ein anerkannt schwieriges Problem.

Etwas ganz anderes ist aber die durchsichtige Tendenz der taz-Berlin, sich erneut zum Instrument für AL-Intrigen zu machen. Sauer seien „vor allem Leute aus der Basisbewegung ... der RCDS, die NoFU ... (und) die Undogmatischen JuSos“. Abgesehen von der interessanten Zuordnung zielt die politische Stoßrichtung hier wohl auf die Reintegration der sogenannten Undogs in den AStA. Letztere waren - wegen Untätigkeit und offener Parteibaracken-Politik - an der AStA -Bildung nicht beteiligt worden. Damit war ein Prozeß vorläufig abgeschlossen worden, der die reinen Modernisierer bis hin zu Heckelmann-Koalitionären (Ex-AL-Mittelbau) aus der AStA-Politik ausschloß. Ein Wiedereintritt der Undogs in den AStA würde einen Rechtsruck nach sich ziehen und bedeutungslos gewordene AL-Modernisierer wieder ins Geschäft bringen. Nicht von ungefähr forderte der entsprechende AL -Vertreter drohend den Rücktritt des gesamten AStA. Als dies nichts nutzte, kam die taz-Berlin-Kampagne.

Entsprechendes lief doch schon einmal: Nachdem die GEW -Vorsitzende rot-grüne Schulsenatorin geworden war, wählte die GEW eine neue, konsequent linke Vorsitzende. Dies hätte bedeutet, daß die GEW zukünftig weiterhin links von der Schulsenatorin gestanden hätte, die rot-grüne Integration im Schulbereicht mithin zu scheitern drohte. Quer zum gewerkschaftlichen Beschluß machte sich die taz-Berlin zur Vorreiterin einer antikommunistischen Propaganda (die neue Vorsitzende kam aus der SEW), bis die Neugewählte das Handtuch warf. (...)

Jürgen Schlag, Berlin 44