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Industrie will Daimler/MBB-Marinetechnik

■ Norddeutsche Ministerpräsidenten einigten sich mit Krupp und den Werften auf ein Konsortium, das von Daimler die Fusionsreste aufkaufen soll / Thyssen und Matra dürfen später dazustoßen / Verhandlungen über Hamburgs Zustimmung zur Fusion gehen weiter

Hamburg/Berlin/Stuttgart (taz) Die marinetechnischen Werke der Konzerne Daimler und MBB in den norddeutschen Bundesländern, die nach Auflagen des Bundeswirtschaftsministers Haussmann verkauft werden müssen, sollen an ein Konsortium gehen. Darauf einigten sich gestern in Hamburg die Ministerpräsidenten aus Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. An der Sitzung hatten auch Vertreter der kaufwilligen Industriekonzerne teilgenommen.

Die größten Anteilseigner des künftigen Konsortiums werden Krupp mit 35 Prozent, die bundeseigene Salzgitter AG mit ihrer Hamburger Tochter Howaldtswerke Deutsche Werft (HDW) mit 30 Prozent und die Werft Bremer Vulkan mit ebenfalls 30 Prozent sein. Beim Vulkan gibt die bremische Landesregierung den Ton an. Die restlichen fünf Prozent an den MBB- und AEG -Werken in Bremen, Hamburg und Wedel teilen sich zwei niedersächsische Kleinwerften. Eine Option auf Mitgliedschaft erhalten Thyssen und der französische Rüstungskonzern Matra. Krupp Atlas Elektronik, die bremische Rüstungstochter des Krupp-Konzerns, soll später zum Konsortium stoßen. Die Unternehmensgruppe wird 2.300 bis 2.500 Beschäftigte haben. Bei Krupp Atlas arbeiten weitere 4.000 Personen.

Parallel zu diesem gestrigen Treffen gingen die Verhandlungen um Knackpunkte in der Daimler/MBB-Fusion weiter. Dabei geht es weiterhin um Garantien für die norddeutschen MBB-Standorte und die Gesellschaftsform der Deutschen Airbus (DA). Mit der Gründung des Konsortiums ist allerdings ein Stolperstein für die Zustimmung Hamburgs, das eine Sperrminorität besitzt, aus dem Weg geräumt. Am 17. November wollen Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung von MBB endgültig über die Fusion entscheiden.

Teststrecke ins Elsaß?

Derweil sucht Mercedes-Benz weiter nach einem neuen Standort für eine Automobil-Teststrecke. Für das seit Jahren heftig umstrittene Projekt hat sich die Geschäftsleitung unter 200 Angeboten zwei Standort-Alternativen ausgesucht: das elsässische Nambsheim und Papenburg im norddeutschen Emsland. Obwohl es sich bei den beiden Orten nach Aussage der Firmenvertreter um „gleichwertige Alternativen“ handle, scheinen die Chancen für Nambsheim aufgrund seiner Nähe zur Stuttgarter Zentrale und den süddeutschen Produktionsstätten besser zu sein. Außerdem ist dort mit weniger Widerstand als am Boxberg zu rechnen: Das Areal ist bereits als Industriegelände ausgewiesen und gehört der Hafengesellschaft Neubreisach-Colmar, die von öffentlichen Institutionen getragen wird.

ak/diba/es

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