: Managerinnen: selbstbewußt und robust
■ Trotz Fördermaßnahmen sind Frauen im Topmanagement kaum vertreten. Schaffen sie es doch, erweisen sie sich oft als stärker und flexibler als ihre Kollegen. Hoher Anpassungsdruck an männliche Normen
Leistungen und Persönlichkeitsstrukturen von Frauen in Führungspositionen unterscheiden sich nicht von denen männlicher Manager, dennoch sind unter 100 Top-ManagerInnen nur zwei bis drei Frauen. An dieser Zahl hat sich in den vergangenen zehn Jahren trotz Frauenbewegung und Frauenförderung durch Politik und Wirtschaft nichts geändert. Um die Gründe für diese Stagnation und mögliche Abhilfen ging es am Montag vergangener Woche bei einem SPD -Forum, zu dem die nordrhein-westfälische SPD -Landtagsfraktion Expertinnen aus Wirtschaft, Behörden, Verbänden und Politik nach Düsseldorf geladen hatte. Der Fraktionsvorsitzende Friedhelm Farthmann begründete das Interesse der GenossInnen für die Chefetagen damit, daß „mehr Frauen in Führungspositionen mehr Schub in die Frauenförderung“ auch auf den untergeordneten Ebenen in Betrieben und Behörden brächten.
Die Münchener Diplom-Psychologin und Personalberaterin, Brigitta Gold, zeigte anhand eigener Untersuchungen im Top -Management, daß Männer in Belastbarkeit, Kontaktfreudigkeit, Flexibilität den Frauen nichts voraus haben. Im Gegenteil: Managerinnen erwiesen sich als robuster und selbstbewußter. Diese Ergebnisse aus einer kleinen Gruppe mit außergewöhnlichen Fähigkeiten seien jedoch nicht auf die Bevölkerung insgesamt übertragbar, sagte Gold. Außerdem müsse die extreme Anpassungsleistung der Spitzenmanagerinnen an die männlich-dominante Umgebung berücksichtigt werden. Interessant sei, daß die gleiche Befähigung von Frauen und Männern im Management tatsächlich nicht wahrgenommen werde. Ihre Parallelbefragung unter den „Meinungsmachern“ in Redaktionen und Rundfunkanstalten habe ergeben, daß Wirtschafts-ExpertInnen der schreibenden Zunft Managerinnen nach gängigen und unveränderten Rollenklischees beurteilen. So billigten sie weiblichen Führungskräften weniger Selbstbewußtsein und Robustheit zu, als diese tatsächlich besitzen. Ihre Vorurteile bestimmten weiter die öffentliche Diskussion. Psychische und soziale Probleme, die Männer den Karrierefrauen unterstellen, sind in aller Regel, so Gold, ein Spiegel der männlichen Angst vor dem Machtverlust. „Karrierefrauen“ seien im Urteil männlicher Kollegen entweder nicht ehrgeizig genug oder zu ehrgeizig. Ausgerechnet sie werfen erfolgreichen Frauen vor, sich von ihren Geschlechtsgenossinnen zu isolieren, sich unsolidarisch zu verhalten und damit ihr eigenes Geschlecht zu „verraten“. Tatsächlich diktieren jedoch Männer in Führungspositionen „wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft“ als erdrückende Mehrheit extrem frauenfeindliche Bedingungen. An denen müssen sich die wenigen Frauen, die bis an die Spitze vordringen, abarbeiten. Mit ihrem Verhalten, so Gold, „antworten Spitzenmanagerinnen auf eine extreme Gruppenstruktur“. Ihr Verhalten entspreche dem aller Minoritäten, die die Reaktionen der stärkeren Majorität fürchten müßten. Schon der Aufstieg von mehr Frauen in Spitzenpositionen würde Veränderungen bewirken; erst in ausgewogenen Strukturen jedoch könnten sich Frauen allein gemäß ihrer Funktion verhalten, ohne sich ständig zusätzlich mit männlich definierten Rollenstereotypen auseinandersetzen zu müssen. Für „die selbstbewußte Ablehnung der Karriere“ entschieden sich deshalb Frauen mitunter selbst dann, wenn sie gute Chancen hätten, berichtete Ilse Ridder-Melchers. Die „Parlamentarische Staatssekretärin für die Gleichstellung von Frau und Mann beim Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalens“ (so heißt das wirklich, d.Red.) hat die Ursachen für den Mangel an Frauenkarrieren untersucht. Die Kritik an männlichen Karrieremustern müsse aber dazu führen, daß Frauen für Änderungen im Berufsleben und auch zu Hause kämpfen.
Die anschließende Podiumsdiskussion zwischen den ExpertInnen zeigte deutlich die Grenzen einer solchen Veranstaltung, an der ein etwa 60köpfiges Publikum, darunter lediglich eine Handvoll Männer, teilnahm. Diskutiert wurde nämlich nicht. Eine vertiefende Auseinandersetzung mit Brigitta Golds interessanten, wenn auch sehr spezialisierten Untersuchungsergebnissen fand nicht statt. Die speziellen Probleme weiblicher Führungskräfte rückten beim SPD-Forum denn doch in den Hintergrund. Zeitdruck ließ lediglich eine lange Folge von Statements zu, in denen alle Expertinnen Verbesserungsvorschläge zur Berufstätigkeit von Frauen machten. Forderungen, wie sie bereits unzählige Male auf vergleichbaren Veranstaltungen erhoben worden sind.
Der Eindruck, viel weibliche Energie und Arbeitskraft in die Wiederholung des allseits Bekannten zu stecken, während Männer sich der Diskussion entziehen und Veränderungen blockieren, beschlich auch die Initiatorinnen. Die SPD -Landtagsabgeordnete und Moderatorin des Forums, Brigitte Speth, kleidete ihn in den frommen Wunsch, daß doch mehr Männer in Zukunft an solchen Diskussionsveranstaltungen teilnehmen mögen. Doch nicht einmal Vertreter der eigenen Fraktion waren gekommen.
Bettina Markmeyer
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