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Mannesmänner erhielten Zuschlag

■ Konkurrenz für die Post: Die Mobilfunk-Lizenz ging an das Konsortium unter der Leitung der Röhrenbauer

Berlin (taz/dpa/ap) - Die Bundespost hat einem Konsortium unter der Leitung des Mannesmann-Konzerns die Lizenz für den Betrieb des neuen Mobilfunk-Netzes D2 gegeben, gab Postminister Christian Schwarz-Schilling gestern vor der Presse bekannt. An diesem Konsortium sind auch die Deutsche Genossenschaftsbank, der britische Konzern Cable and Wireless, das französische Versorgungsunternehmen Lyonnaise des Eaux, der US-Konzern Pacific Telesis und die Zentralverbände des Kfz- und des Elektrohandwerks beteiligt.

Schwarz-Schilling folgte mit seiner Entscheidung der Empfehlung des Lenkungsausschusses Mobilfunk unter dem Vorsitzenden Professor Erhard Kantzenbach, die bereits in der vergangenen Woche bekannt geworden war. Der Minister betonte, der stärkste und leistungsfähigste Bewerber erhalte den Zuschlag. Die Post mache es sich also nicht leicht mit dem Wettbewerb. Er versicherte zugleich, der private Netzbetreiber werde bei der Preisgestaltung völlig frei sein. Zwar setze die Telekom mit den Gebühren im D1-Netz „eine gewisse Konstante am Markt“. Es sei aber Sache des D2 -Betreibers, wie er seine Investitionen wieder hereinbekomme. Er werde „überhaupt nicht“ Einfluß auf dessen Gebührengestaltung nehmen, sagte der Postminister.

Schwarz-Schilling hob das „relativ starke mittelständische Element“ in dem Mannesmann-Konsortium hervor. In der Tat: Die 3.300 Volks- und Raiffeisenbanken der gemeinsamen Mutter DG-Bank bieten eine ausgezeichnete Infrastruktur mit Gebäuden und Grundstücken. Das Spitzenistitut des genossenschaftlichen Bankwesens verfügt zudem über Know-how in den Bereichen Immobilien, Inkasso/Abrechnung und Einzugsverfahren. PacTel unterhält in Kalifornien das größe zelluläre Mobilfunknetz mit 315.000 Teilnehmern. Die Handwerker-Verbände können eine flächendeckende Organisation für Montaeg, Service und Verkauf von Mobiltelefonen und -funkleitungen garantieren. Lyonnaise betreibt in Frankreich unter anderem TV-Verteilnetze. Und Mannesmann schließlich ist in der Abwicklung von Großaufträgen ein erfahrener Konzern, kann mitten im Stahlboom neben der Partnerbank DG reichlich Kapital garantieren und läßt zudem keine Möglichkeit aus, in die Hochtechnologie einzusteigen.

Neben dem Vertrieb durch das Konsortium selbst sollen unabhängige Firmen auf Provisionsbasis den Zugang zum privaten Mobilfunknetz anbieten können. Die Einzelheiten dazu würden in dem endgültigen Lizenzvertrag festgelegt, der voraussichtlich im Januar unterzeichnet werden solle.

Schwarz-Schilling stellte ferner bereits für 1990 weitere Entscheidungen für regional begrenzte private Netzträgerschaften in Aussicht. So sollten Lizenzen für Betriebs- und Taxifunknetze, für Funkrufnetze ähnlich Eurosignal sowie für ein „Telepoint„-System erteilt werden. Die Idee des „Telepoint“ stammt aus Großbritannien: Mit einem kleinen Funkgerät kann der Teilnehmer im Umkreis einer meist in einer Telefonzelle angebrachten Relaisstation telefonieren, aber nicht selbst angerufen werden. Vorteil ist ein noch weit geringerer Gerätepreis als im D-Netz.

Yuppie-Telefonate vom Surfbrett zum BMW

17 europäische Postverwaltungen haben sich zusammengeschlossen, um ein einheitliches, europaweites digitales Mobilfunknetz zu errichten. Von einem Apparat im Auto oder einem tragbaren Telefon, so klein, daß es selbst in der Manteltasche Platz hat, sollen künftig Telefongespräche „vom Nordkap bis Sizilien“ geführt werden können.

Daneben soll das Netz zur Übertragung von Texten (Telefax) und Daten dienen. Ab 1991 wird dazu das D-Netz (Digital -Netz) in der Bundesrepublik aufgebaut. Es wird zum einen von der Bundespost betrieben (D1-Netz), in deren Regie die schon bisher errichteten „mobilen“ Telefonnetze A bis C liegen, und zum anderen erstmals von einem privaten Konsortium (D2-Netz). Vom Paketdienste einmal abgesehen, hat damit die Bundespost zum ersten Mal in größerem Maßstab einen privaten Konkurrenten für eine Dienstleistung bekommen.

Bis Ende 1994 sollen zwei Drittel der Bundesrepublik mit dem neuen Mobilfunknetz ausgestattet sein. Dazu wird das Bundesgebiet in eine Vielzahl kleiner Zellen aufgeteilt, mit schätzungsweise 2.000 Antennenstationen. Für die Jahrtausendwende werden für beide D-Netze zusammen zwei bis drei Millionen Teilnehmer erwartet.

Sie sollen vor allem durch niedrigere Gebühren und Preise für ein Mobiltelefon profitieren: Die künftigen Telefone sollen nur etwa 1.500 bis 2.000 DM kosten, deutlich weniger als die Hälfte von heutigen Systemen. Auch die Grundgebühr soll mit unter 100 DM monatlich und rund einer DM pro Gebühreneinheit erheblich unter den heutigen Niveau liegen. Die bisherigen Postnetze waren, obschon von äußerst schlechter Qualität, so überlastet, das die freiwerdenden Frequenzen zu Traumpreisen gehandelt wurden.

diba/h.b.

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