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Politiker wider Willen

Vaclav Havel kandidiert als Staatspräsident  ■ P O R T R A I T

Es gibt Menschen, die mit bohrendem Ehrgeiz ihren Weg nach oben finden, für die die Karriere alles ist. Vaclav Havel versteht sie. In dem Theaterstück Gartenfest gelingt es dem Helden, Karriere zu machen, indem er geschickt seine Rede der Sprache seines Gesprächspartners anpaßt, ohne wirklich etwas zu sagen.

Vaclav Havel dagegen, der schon seit Jahrzehnten ausschließlich Schriftsteller sein will und dies nicht schafft, weil die Verhältnisse der Gesellschaft ihn zum Widerspruch zwingen, ist eine andere Rolle zugewiesen. Er, dem es eigentlich „nur“ um die Geltung des freien Wortes geht, ist wider Willen zu einer überragenden Symbolfigur, zu einer politischen Größe geworden, ohne die in der CSSR nichts mehr geht. Seine Worte auf dem Wenzelsplatz zeigten ihre Macht: Sie gaben dem Prager Herbst Struktur und Richtung.

1936 in Prag als Sohn eines Restaurantbesitzers geboren, der 1948 enteignet wurde, wurde er wegen seiner „bourgeoisen“ Herkunft vom Staat in der Ausbildung behindert. In den fünfziger Jahren arbeitete er als Kulissenschieber, als Beleuchter des „Theaters am Geländer“, wurde dort bald Sekretär, Lektor und Dramaturg. Im Juni 1967 erregte er auf dem 4. Schriftstellerkongreß erstmals Aufsehen, als er die Zensur und die Absurdität des Machtapparates des KP-Regimes bloßlegte. 1968 wurde er Vorsitzender des „Clubs unabhängiger Schriftsteller“, nach dem Einmarsch 1968 verließ er Prag und zog sich, als Hilfsarbeiter arbeitend, aufs Land zurück. In seinem Bauernhaus konnte er endlich seine Stücke und Prosatexte schreiben. Seit er nach 1977 als Mitbegründer der Charta 77 unzählige Male verhaftet oder unter Hausarrest gestellt wurde, war es mit dieser Ruhe dahin. Sein „Versuch, in Wahrheit zu leben“, könnte ihn nun auf die Prager Burg führen.

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