: Lohndrückerei zukünftig überflüssig
■ Heiner Müller zum DDR-Theater
In einem Interview mit der Nachrichtenagentur dpa hat sich Heiner Müller über Gegenwart und Zukunft des Theaters in seinem Heimatlande ausgesprochen. Befragt, ob sich durch die politischen Veränderungen auch das Theater verändern würde, antwortet er: „Theater war hier ungeheuer viel wichtiger als im Westen, weil es so viele Ersatzfunktionen hatte. Solange es keine Presse gab, keine Medien mit wirklichen Informationen, hat das Theater diese Funktion mit übernommen, es hatte auch provokatorische Aufgaben - das fällt jetzt weg.“ Überraschend sind seine Äußerungen zur Institution Theater als Element des gut geölten Kulturbetriebes: „In der DDR gibt es viel zu viele Theater. Der erste, der schon in den 50er Jahren verlangt hat, ein Drittel der DDR-Theater zu schließen, war Heiner Kipphardt, damals noch Dramaturg am Deutschen Theater. Es gab einen großen Aufstand gegen seinen Vorschlag, weil die deutschen Beamten schon früh entdeckt haben, wie wichtig Theater als Ventil ist. Nach dem Motto: Schiller ist der deutsche Ersatz für die Revolution, und wenn die Leute genügend Schiller sehen, brauchen sie keine Revolution mehr. (...) Deshalb gibt es diese vielen kleinen Stadttheater, das ist im Zeitalter des Fernsehens lächerlich. Man kann die Dinger eigentlich nur noch mit Scheiße füllen.“ Heiner Müller empfiehlt stattdessen „viele freie Guppen, die bereit sind, Theater zu spielen, ohne dafür große Gagen zu verlangen sogar ohne soziale Absicherung.“ Und wenn ein Drittel der Theater nach dem Vorschlag des Nationalpreisträgers geschlossen werden sollte, gibt es ja auch genügend Kandidaten dafür. es
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