piwik no script img

Computer-Virus bedroht Aids-Forschung

Mit einem angeblichen „Info„-Programm über Aids ist ein Computer-Virus gekoppelt  ■  Aus London Ralf Sotscheck

Ein unwillkommenes Geschenk eines angeblichen „Aids -Informationsprogramms“ aus Panama löste diese Woche nicht nur in der britischen Computerwelt Panik aus, sondern auch in Forschungszentren in Nordeuropa. Dort sind bereits eine Reihe von Programmen durch das Virus zerstört worden. Das norwegische Gesundheitsamt wandte sich an die Weltgesundheitsorganisation WHO mit der Aufforderung, alle Teilnehmer eines Aids-Kongresses in Stockholm vom vergangenen Jahr sowie Aids-Forschungseinrichtungen vor dem Computer-Virus zu warnen.

Alle Adressaten erhielten per Post eine Diskette mit einem „einführenden Aids-Informationsprogramm“. Absender: PC Cyborg Corporation, die auch unter Fachleuten völlig unbekannt ist. Ein beigelegter Zettel versprach, daß mit Hilfe des Programms die Wahrscheinlichkeit ermittelt werden könne, an Aids zu erkranken. Darüber hinaus schlage das Programm praktische Schritte vor, wie das Risiko verringert werden könne. Auf der Rückseite des Zettels war in winziger Schrift eine „Lizenzvereinbarung“ abgedruckt, die mit der Benutzung der Diskette wirksam würde. Danach verpflichte sich der Benutzer, PC Cyborg 378 US-Dollar an eine Postfachadresse in Panama zu senden. Für zahlungsunwillige Kunden hat das obskure Unternehmen gleich eine Drohung parat: PC Cyborg behält sich das Recht vor, „einen Programm -Mechanismus zu aktivieren, der die Nutzung des Programms beendet. Ihr Mikrocomputer wird danach nicht mehr normal funktionieren.“

Alan Solomon, der Vorsitzende eines britischen Computerclubs, warnte alle Empfänger des Aids-Programms: „Ich empfehle, daß niemand das Programm auf seinem PC laufen lassen sollte. Ein Computer-Virus wird man so schnell nicht wieder los.“

Computerexperten sind überzeugt, daß es den Versendern der Disketten nicht ums Geldverdienen, sondern um böswillige Schädigung von Aids-Forschern ging. Dies ergebe sich z.B. aus der Tatsache, daß die Panama-Adresse für etwaige Überweisungen erst dann auf dem Computerschirm erscheine, wenn auch das angebliche Aids-Programm bereits gestartet sei. Damit aber sei auch unwiderruflich das zerstörerische Virus bereits aktiviert worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen