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Ökogruppen in die Volkskammer

■ Dachverband will im nächsten Jahr an der Wahl teilnehmen / Erstes Ökoinstitut in der DDR gegründet

Berlin (taz/dpa) - Ein neugegründeter Dachverband der DDR -Umweltgruppen wird für die Volkskammerwahl im nächsten Jahr kandidieren. Dies kündigte Matthias Voigt vom „Netzwerk Arche“ gestern in Bonn an. „Für die Umweltgruppen in der DDR ist jetzt vieles möglich geworden“, sagte Voigt. Erster Schritt für die Kandidatur ist die Gründung des Dachverbandes „Grüne Liga“, die am 3. Februar in Leipzig stattfinden soll. Voigt ist überzeugt, daß es für die DDR möglich sei, einen „dritten Weg zwischen Sozialismus und dem umweltzerstörenden System in der Bundesrepublik zu gehen“.

Einen Tag nach den Gesprächen mit BRD-Umweltminister Töpfer erläuterten die DDR-Umweltgruppen gestern vor der Bonner Presse ihre Perspektive für die DDR. Hans Zimmermann von der Basisgruppe Bitterfeld des „Clubs demokratischer Perestroika“ plädierte für ein Sofortprogramm von Ökogruppen, Kommunalverwaltungen und wissenschaftlichen Institutionen für die Umwelt. Dringend notwendig sei eine Bestandsaufnahme der Umweltschäden in der DDR, wobei die Bundesrepublik wichtige Hilfe durch moderne Meßsysteme leisten könne.

Die Gründung eines ersten Ökoinstituts in der DDR gab der Ostberliner Biochemiker Christof Tannert bekannt. Das unabhängige Institut will vom Staat erhobene Umweltdaten bewerten und überprüfen sowie eigene Daten erfassen. Durch Datenservice, Umweltgutachten und Umwelttests will sich das Institut finanzieren, für die Startphase sind auch Spenden notwendig. Die Wissenschaftlergruppe betont ihre Unabhängigkeit, die notwendig sei, weil das Vertrauen in die staatlichen Organe durch jahrzehntelange Beschwichtigung und Schönfärberei in der DDR-Bevölkerung stark erschüttert sei.

Zur Umweltsituation in der DDR hat sich gestern auch der Ostberliner Ökologieprofessor Günter Streibel geäußert. Streibel schlug die Einführung von sogenannten Ökopässen für die Betriebe der DDR vor sowie die Gründung einer Umweltzeitung für die DDR. Die Umweltschäden in der DDR bezifferte er auf jährlich 30 Milliarden Mark. Zwei Drittel aller DDR-Flüsse seien mittel bis stark belastet, nur noch drei Prozent der Seen hätten Trinkwasserqualität.

BRD-Umweltminister Töpfer traf gestern in Berlin mit seinem DDR-Kollegen Reichelt zusammen. Die Ergebnisse ihrer Gespräche wollten die Minister am Abend bekanntgeben. Zuvor hatte Töpfer mit Mitgliedern des Demokratischen Aufbruchs gesprochen und als erstes Projekt der neuen Zusammenarbeit den Aufbau eines Meßsystems für Schadstoffe vorgeschlagen.

-man Siehe auch Seite 8

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