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Neu im Kinderkino

■ Unternehmen Erdnußbutter

„Nun, liebe Kinder, gebt fein acht, ich habe euch etwas....“ Das Sandmännchen hätte es auch nicht besser hingekriegt. Eine zerdrückte Banane, fünf tote Fliegen, ein faules Ei, drei knusprige Knäcker, neun Löffel Erde und einen Löffel Ernußbutter. Alles gut vermanscht und auf ein kahles Haupt geschmiert - fertig ist die Disposition für eine meterlange Mähne.

Es war einmal ein kleiner kanadischer Junge, der verlor in einer Hausruine vor Schreck all seine Haare. Da weinte er gar bitterlich, und selbst sein bester Freund, sein malender Vater und seine vorlaute Schwester vermochten ihn nicht zu trösten. So mußten zu nächtlicher Stunde zwei Geister das Haar-Geheimrezept verraten. Nach der überwältigenden Wirkung entführte ein böser Zeichenlehrer den Jungen und noch zwanzig andere Kinder dazu. In einer abgelegenen Fabrikhalle mußten die Bälger aus der üppig sprießenden Lockenpracht Malpinsel herstellen, mit denen phantastische Bilder gefertigt werden konnten. Unternehmen Ernußbutter ist eine kanadische Produktion des australischen Regisseurs Michael Rubbo und es ist zweifelsohne ein Kinderfilm. Nun ist das mit Kinderfilmen so eine Sache. Was wir Erwachsenen als höchst albern betrachten, ist für die lieben Kleinen manchmal ein wahres Plaisir. Der Umkehrschluß ist natürlich genauso zulässig. Versuchen wir es also so herum: Eine brilliante Konstruktion, wie sie einmal der göttliche W.C.Fields mit dem kleinen Babe Le Ruth einfädelte, kommt im Peanutbuttermärchen leider nicht vor. Denn dort schickte der knollennasige Dauertrinker die Miniatur-Nervensäge mit den Worten „Nun nimm die Rasierklingen und spiel schön“ auf eine belebte Sraßenkreuzung. In Michael Rubbos Film schmiert sich der Freund Mikes immerhin die hochwirksame Mixtur auf seine noch nicht vorhandenen Schamhaare, die ihm dann später aus den Hosenbeinen wachsen.

Es ist nicht leicht, mit Kinderfilmen umzugehen. Was geht schon in den Gehirnen dieser kleinen Monster vor? Also Kids, wenn ihr das Kettensägenmassaker erwartet, seid ihr völlig falsch gewickelt. ET kommt auch nicht hin, Peterchens Mondfahrt vielleicht schon eher. Es ist wohl am besten, ihr erklärt dem Rezensenten, wie dieser Film nun wirklich ist. Aber seid leise und kämmt Euch vorher.

J.F.Sebastian

Schauburg, 15 Uhr

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