piwik no script img

„Zu langsam“

■ „Was hat Garlstedt mit Wien zu tun?“

Wenn die USA Truppenabbau in Europa erwägen, wenn das Pentagon „nach dem weitgehenden Planspiel eine Truppenverringerung um 220 000 auf nur noch 100 000 Soldaten in Europa“ vorsieht - dann kommt zwangsläufig auch die nördlich Bremens in der Garstedter Heide stationierte US -Panzerbrigade ins Gesapräch. Denn dort steht mit 4.100 Soldaten, 500 LKWs, 400 Kettenfahrzeugen, darunter schwerste Panzer und atomfähige 155-mm-Panzerhaubitzen, die schlagkräftigste und „feuerstärkste“ Einheit der US-Armee, die „Speerspitze der Nato“. Denn sie ist gleich die Vorausabteilung und der Statthalter für ein ganzes US -Armeekorps von 45 000 Mann, das im Ernst-Kriegsfall per Schiff und Flugzeug hierher gebracht und dann vorrücken soll. Daß derartige unser aller Untergang vorprogrammiertenden Planspiele in die strategische Mottenkiste gehören - davon konnten sich vier Bremer Bürger überzeugen, die mit einer Gruppe der Deutschen Friedens -Union acht Verhandlungspartner in Wien besuchten. Alle Verhandlungsdelegationen - wir sprachen mit Vertretern Ungarns, Schwedens, Österreichs, Groß-Britanniens, Frankreichs, der USA, der BRD und der DDR waren überzeugt von der „Dynamik der Gespräche, daß es im nächsten Jahr zu einem Abkommen zwiaschen NATO und Warschauer Pakt kommen werde“. In Wien werden Obergrenzen für folgende Waffengattungen festgelegt. Nach dem Abschluß der VKSE werden in der nächsten Verhandlungsrunde die Stationierungsorte festgelegt, die demobilisiert werden, so daß erst dann Garstedt zur Disposition steht. Leider konnten wir diese „Speerspitze der Nato“ nicht als „Verhandlungsmasse“ bei der direkt zuständigen Delegation einbringen. Trotz der insgesamt erfreulichen Wiener Verhandlungen geht es uns natürlich mit der Abrüstung in Ost und West immer noch viel langsamer voran.

Ernst Busche, Ekkehard Lentz

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen