: Doppelbär - oder lieber Gummibär mit Glatze?
■ Noch Uneinigkeiten über das Maskottchen für Berlins Olympische Spiele / Hält der Panda im Zoo bis zum Jahr 2004 durch?
1936 hätte es der deutsche Schäferhund sein müssen. Aber damals gab es ja weder Püppchen für die Heckscheibe noch poppige Bettwäsche, außerdem paßten Ringe, Flamme und Adler vorzüglich ins Volksgemeinschafts-Layout. 1972 wurde Dackel Waldi zum harmlosen Konsenstier der „fröhlichen Spiele“. 2000 oder 2004? Der Bär wird unvermeidlich sein, die Hauptstadt hat ihn im Wappen, Restberlin auch. Der Panda bietet sich an: selten, natürlich, niedlich und beliebt. Wer erinnert sich nicht der Tränenwelle, die die 'BZ‘ durch die Stadt schwappen ließ, als „Tian-Tian“ (Himmelchen) die Berliner und ihren Ehemann „Bao-Bao“ im Jahre 1984 wegen eines Blutgerinsels für immer verließ.
Weizsäcker, damals Regierender, lobte sie als „eine der großen Persönlichkeiten dieser Stadt“, Diepgen versprach dem trauernden „Bao-Bao“ baldigen Nachschub, der SFB forderte ein Staatsbegräbnis.
Der Panda, also. Oder was sonst? Die taz fragte nach. Zum Beispiel beim Zoo. Dort ist man vom Panda als Maskottchen wenig begeistert. Zoo-Sprecher Blaszkewitz: „Wir wären eher dagegen, denn es ist wahrscheinlich, daß unser Panda dann nicht mehr unter uns weilt. Pandas werden im Durchschnitt zwanzig Jahre alt und „Bao-Bao“ wird auf Jahrgang 1979 geschätzt.“
Die Tierschutzvereinigung World Wildlife Found (WWF), Frankfurt, die den Panda selbst als Markenzeichen führt, hat „grundsätzlich“ nichts gegen einen Olympia-Panda, verweist aber auf das „große Konfliktfeld zwischen Naturschutz und Sport“. Und der Landessportbund? Dessen Sprecher Bothe verweist zunächst auf den Dienstweg, das heißt auf das Nationale Olympische Komitee, „das damit befaßt ist“.
Dann bricht doch die Kreativität durch: „Wie wär's mit einem Mauerbrocken?“ Die Sportbehörde von AL-Staatssekretär Kola Kuhn macht erstmal eine Negativliste auf. Sprecher Stefan Woll: „Kein Panda, kein Brandenburger Tor, kein ICC, kein Funkturm“. Statt dessen ein rot-grüner Alternativvorschlag: „Gummi-Bär mit Glatze“.
Und die Werbeprofis? Die Agentur Flaskamp, die für den Senat Berlinreklame macht, gibt sich offiziös zurückhaltend: Chef Antonius Flaskamp hält die Sache schon für „einen Zukunftsjob. Ich ruf an, wenn mir was einfällt.“
Dann murmelt er noch undeutlich etwas von einem Bären mit zwei Köpfen. Christian Birkholz vom „Bund Deutscher Werbeberater“ schlägt kritische Töne an und eine „Krake“ vor. „So'n Ding das alles zusammenrafft - Knete, Athleten und Zuschauer.“ Die Agentur GKW warnt deutlich vor dem Bären. „Das Wappentier ist schon total verhunzt und abgedroschen, da muß ein ganz neuer Weg her - aber wer weiß schon, was in zehn Jahren der Trend ist?“ Bernhard Zeidler von BZB weiß es auch nicht. „Bär drängt sich auf, ist aber zu platt.“ Bei mallwitz & mallwitz heißt die Lösung „Doppelbär, für beide Teile verbindlich, aber mehr Richtung Braunbär oder Teddy“.
Rückgriff also auf Margarethe Steiff - Gott hab‘ sie selig, aber das ist dann etwas wenig. Leserzuschriften bitte an: taz Lokalredaktion, Kochstraße 18, Berlin 61.
kotte
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen