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Diepgen im Spagat

Berliner CDU will DSU und Ost-CDU heiraten  ■ K O M M E N T A R

Am Anfang sah die Sache doch so nett aus: Die West-CDU schien in der Ost-CDU sozusagen ihr natürliches Pendant gefunden zu haben, mit dem sich leicht und umstandslos kooperieren ließ. Gerade in Berlin kam die Kooperation auch rasch in Gang, sowohl auf Landesebene als auch zwischen einzelnen Bezirken. Auf der Suche nach einer Ost-Schwester ist die Union mittlerweile von der SPD weit abgeschlagen worden und sucht nach der Gründung einer zweiten C-Partei in der DDR verzweifelt nach einer neuen Position. Während die Berliner SPD-Ost und -West gestern Verbrüderung feierten, löste der Beschluß der Ost-CDU, doch nicht aus der Regierung Modrow auszutreten, einen innerparteilichen Streit aus.

Der Berliner Parteivorsitzende Diepgen, der das Schwimmen in König Mompers Schatten ganz offensichtlich kaum verkraftet, mußte einen argumentativen Spagat unternehmen, um die Unterstützung der Berliner CDU für die neue DSU und die CDU zu rechtfertigen. Während die Bundes-CDU auch nach ihrer gestrigen Fraktionssitzung in Berlin auf einen Kurswechsel der Ost-CDU setzt, der eine Unterstützung der ehemaligen Blockpartei ideologisch erleichtern würde, ist Diepgen in seiner Not forscher. Die Regierung Modrow sei keine Koalition, sondern nur Krisenmanagement. Ergo braucht sich auch die Ost-CDU nicht vorwerfen zu lassen, weiterhin mit der SED zu paktieren. Bei einer Regierungsbeteiligung der Oppositionsparteien, so Diepgen, stünde dann auch die CDU anders da. Die neue Partei DSU wird den Berliner Landesverband viel Geld kosten. Die Ostberliner CDU jetzt fallen zu lassen, würde bedeuten, mindestens ebensoviel Geld auf das falsche Pferd gesetzt zu haben. Die gestern von Diepgen betont forsch vorgetragene Devise „Getrennt marschieren, vereint schlagen“ kann kaum über das Dilemma der Partei bei der Partnersuche hinwegtäuschen.

Kordula Doerfler

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