: Chefs in Manhattan entscheiden über Tegel
■ Senat verweigerte erneut Genehmigung für Flughafenausbau in Tegel / Erst muß die PanAm-Zentrale in New York den Einsatz leiser Maschinen zusagen
Die Entscheidung, ob der Flughafen Tegel ausgebaut werden kann, fällt im PanAm-Hauptquartier in New York. Erst wenn Verkehrssenator Wagner von seinem New York-Besuch im Februar die verbindliche Zusage der Airline mitbringt, daß sie ihre neun alten Boeing-Maschinen bis zum Sommer 1992 gegen moderne Flüsterjets austauscht, will der Senat die Baupläne der Berliner Flughafengesellschaft (BFG) genehmigen. „Sehr scharf“ müsse auf entsprechende Zusagen gedrungen werden, sagte Staatssekretär Schneider (SPD) nach der gestrigen Aufsichtsratssitzung der BFG. Die BFG will diese Verhandlungen abwarten und darauf verzichten, die Baugenehmigung vor Gericht einzuklagen. „Wir suchen den Konsens“, versicherte Flughafendirektor Grosch.
Im Aufsichtsrat hatten sich die Senatsvertreter zunächst eine Niederlage eingehandelt. Als es um die von der BFG gewünschte Überbauung des Parkplatzes P2 ging, überstimmten Arbeitnehmer und die Bonner Vertreter den Senat. Die BFG -Direktion sei nun „frei“, die Baupläne voranzutreiben, meinte Ministerialdirigent Huber vom Bonner Verkehrsministerium. Der Senat hatte der Flughafengesellschaft jedoch klar gemacht, daß sie vor Gericht nicht unbedingt Aussicht auf Erfolg hätte, zumindest aber Zeit verlieren würde. Die Verhandlungen mit den Fluggesellschaften würden dagegen „sehr schnell schon zum Erfolg führen“, versprach Statssekretär Groth (AL-nah). Wenn die PanAm endlich ihre alten Maschinen aus Berlin abziehe, würde sie sich „unangenehme Diskussionen ersparen“, meinte der Staatssekretär.
Noch am Dienstag abend hatte der Senat die Forderung von AL - und SPD-Fraktion übernommen, eine Baugenehmigung an „verbindliche Zusagen“ der Fluggesellschaften zu koppeln. Der Anteil lärmarmer Maschinen, die die Anforderungen der internationalen Lärmklasse III erfüllen, sollte bis zum April von jetzt 46 Prozent auf 60 Prozent steigen. Im Sommer 1992 dann müßten die Flüsterjets einen Anteil von 90 Prozent erreichen. Die 60-Prozent-Marke wird bereits überschritten, wenn British Airways ihre Ankündigung vom Oktober wahrmacht und vier neue Boeing 737-300 in Dienst stellt. Entsprechende Zusagen der PanAm gibt es dagegen bisher nicht.
In seiner Sondersitzung am Dienstag abend hatte der Senat weitere Eckpunkte der künftigen Luftverkehrspolitik beschlossen. Der von Lufthansa und Interflug geforderte neue Großflughafen südlich der Stadt wird nicht einfach akzeptiert - sondern zunächst auf seine „Umweltverträglichkeit“ hin geprüft. Noch sei es dem Senat nicht gelungen, im Berliner Umland überhaupt eine geeignete Fläche zu entdecken, sagte Groth gestern. Sollte der Großflughafen eines Tages tatsächlich eröffnet werden, drängt der Senat auf die Schließung der Flughäfen Tegel und Schönefeld. Bis dahin müsse ein „begrenzter Ausbau“ in Schönefeld reichen; eine Landebahn II soll dort nicht gebaut werden.
„So nicht nachvollziehbar“ fand BFG-Mann Grosch die Idee, Tegel zu schließen. Bis ein neuer Großflughafen fertiggestellt sei, warnte der Direktor, könnten 25 oder 30 Jahre vergehen. 1989 ist die Passagierzahl in Tegel und Tempelhof auf knapp sechs Millionen geklettert; im Jahr 2.000 rechnet die BFG mit dem Doppelten.
hmt
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