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Die polnische KP ist gespalten

Rakowski tritt zurück / Reformer Fiszbach gründet „Union der Linken“ / Heute Fortsetzung des Parteitags  ■  Aus Warschau Klaus Bachmann

Die kommunistische Vereinigte Arbeiterpartei Polens (PVAP) hat sich bei ihrem elften und letzten Parteitag am Wochenende in Warschau gespalten. Eine Reformfraktion unter Führung des stellvertretenden Parlamentspräsidenten Tadeusz Fiszbach bildete eine „Union der Linken der Republik Polen“ mit dem Ziel der Gründung einer eigenen Partei, die dann den Namen „Sozialdemokratische Union Polens“ tragen soll.

Zu Beginn des Parteitags hatte Parteichef Rakowski erklärt, er werde nicht mehr für den Parteivorsitz kandidieren. Unter dem tosenden Beifall der Delegierten sprach auch er sich für eine sozialdemokratische Partei als Nachfolgerin der PVAP aus. Nach Rakowskis Rücktritt schienen manche Delegierte zu erwarten, daß auch Fiszbach seine Kandidatur zurückzöge. Dieser jedoch verließ den Versammlungssaal aus Protest, als die konservative Fraktion ihn unterstützte, und beriet sich mit etwa 100 Parlamentsabgeordneten, die wie er Delegierte waren. Die Reformergruppe um Fiszbach sah sich der Gefahr gegenüber, daß ihre sozialdemokratische Option praktisch von den Konservativen übernommen werden könnte. Wie es Fiszbach später ausdrückte: „Wenn wir ein neues Statut, ein neues Programm und eine neue Führung durchsetzen, aber die alten Leute in der Partei bleiben, hat sich überhaupt nichts geändert.“

Unterdessen erwägen auch die Delegierten der kommunistischen Gewerkschaft, in der „Bewegung der Arbeitenden“ organisiert, eine Abspaltung. In den Beratungspausen finden inzwischen bereits regelmäßige Treffen der einzelnen Fraktionen statt. Der Parteitag wird noch den Montag über andauern.

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