: Holzwurm und Bauamt
■ Waldau-Theater konnte mit 2 Millionen aus dem Kultur-Etat seie Bühnenhintergebäude sanieren
Reichlich Prominenz war gestern erschienen zur feierlin Einweihung des neuen Bühnenhintergebäudes beim Ernst-Waldau -Theater: Gleich zwei Stück Senatoren (Franke und Sackuth), zwei Stück Geistlichkeit (ein Domprediger und der zuständige Gemeindepfarrer), der Sparkassenvorstand, weitere Sponsoren, die drei Architekten, natürlich Freunde, Kollegen und Mitarbeiter des Theaters, sowie viel Presse und Rundfunk.
Es begann in dem schönen, neuen Saal unterm Dach, der nebst der neuen Dachterrasse für die dem Theater angeschlossene Schauspielschule vorgesehehn ist. Man legt hier großen Wert auf
eine gute Ausbildung des eigenen Nachwuchses. Dann folgte eine Führung durch das Gebäude, das dem Theater-Fundus dient: Werkstätten, Köstümkammer, Möbellager und Kulissenräume. Erzwungen wurde der zwei Millionen teure Neubau durch eine
Koalition mit dem Holzwurm und dem Bauamt. Das Theater hätte andernfalls schließen müssen, weil das hintere Gebäude akut baufällig war.
Die Theater-Chefin Ingrid Waldau, Tochter des Theater -Gründers Ernst Waldau, schil
derte in ihrer Festansprache die Schwierigkeiten, die mit dem Neubau verbunden waren und dankte denen, die geholfen haben, sie zu überwinden. Der scheidende Kultur-Senator Franke entgegnete ihr ein einer der vielen Abschiedsreden, die er diese Woche wohl zu halten hat: „Du bist ja eine raffinierte Person,...“ und plauderte aus der Schule, wie es gelungen ist, ihm und dem Senat die zwei Millionen aus dem Kreuz zu leiern. Der Trick, der auch für die Zukunft bei seinem Nachfolger nicht ganz unwirksam sein dürfte: Das Argument, das Publikum gerade dieses Theaters setze sich aus Kreisen zusammen, in denen die Regierungspartei auch ihre traditionelle Stammwählerschaft vermutet, hatte (Kultur -)Wunder gewirkt.
Zum Abschluß gab es im Theater im Keller (tik), das vom Neubau aus direkt durch eine Hintertür zu erreichen ist, eine kleine Aufführung mit einigen Perlen aus der Serie „Blauer Montag“, vorgetragen von Mitgliedern der Schauspielschule. Eine gelungene Werbeveranstaltung, denn viele der Anwesenden hatte diese Reihe noch nie so recht wahrgenommen. Berni Kel
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen