: Kasernenerweiterung? Nein, danke.
■ Einwohnerversammlung zur Erweiterung der Roland-Kaserne in Grohn / „Nicht im Wohngebiet“ und nicht auf Kosten des Bömers‘ Parkes
„Was wäre, wenn in der DDR heute Kasernen erweitert oder modernisiert würden?“ Über diese Frage dachte laut der SPD
Bürgerschaftsabgeordnete Heinz Aulfes nach. Er gehört zu denen, die einer Erweiterung der Roland-Kaserne in Bremen -Grohn
nicht gerade zustimmend gegenüberstehen. Um zu informieren, was die Bundeswehr mit ihrem Areal überhaupt anstellen will,
hatte der Burglesumer Beirat am Dienstagabend zu einer Einwohnerversammlung eingeladen. Christiane Schöllkopf -Stirsing, Dezernentin für Infrastruktur bei der Wehrbereichsverwaltung II, Hannover, war dann auch überrascht, daß „so viele (rund 100) Leute gekommen sind“, und fing sich höhnische Bemerkungen ein, weil sie zu wenig Pläne vom Erweiterungsgebiet mitgebracht hatte: „Das hätten Sie sich doch denken können“, wurde sie gescholten.
Am Anfang ging es dann auch so stürmisch zu, daß Ortsamtsleiter Klaus-Dieter Kück drohte, die Versammlung vorzeitig abzubrechen. In der Grohner Kaserne ist die „Schule Technische Truppe II“ untergebracht. Sie soll um rund vier Hektar erweitert werden. Auf diesem Teil im Nordosten sollen u.a. ein Stabs- und Lehrzentrum, Stätten für die Kfz-Ausbildung und eine Hindernisbahn entstehen. „Die Zustände in der Kaserne sind für uns unhaltbar geworden, wir sind zu 30 Prozent überbelegt“, versuchte Gerhard Stroht, Kommandeur der
Kaserne, die Pläne zu begründen. Er erntete allerdings nur Gelächter.
Erweiterungspläne in Grohn existieren schon seit Ende der 60er Jahre. Dafür sollte erst das Gelände „Bömers‘ Park“ genutzt werden, dessen eine Hälfte der Bundeswehr gehört. Die andere ist im Besitz der Stadtgemeinde. Letztere ist seit Beginn der 80er Jahre bemüht, auch den Bundeswehrteil von „Bömers‘ Park“ zu ersteigern. Für die Kasernenerweiterung sollte der Bund deshalb Ersatzflächen bekommen. 1986 legten Bund und Stadtgemeinde Bremen Pläne einer sog. „Süderweiterung“ vor: Die Kaserne sollte in Richtung der Lesum ausgebaut werden. Die Sportanlage Oeversberg wäre in den Besitz des Bundes gegangen. Im Gegenzug hätte Bremen die gewünschte Hälfte von „Bömers‘ Park erhalten. Diese Pläne wurden jedoch 1987 wegen heftiger Anwohnerproteste zu den Akten gelegt.
Nicht weniger gehen die Anwohner jetzt auf die Barrikaden. Sie fragen sich insbesondere, warum die neuen Kasernenflä
chen ausgerechnet an ein Wohngebiet angrenzen sollen. Elfriede Holzapfel von der Interessengemeinschaft Oeversberg/Bömers‘ Park: „Wir wollen keine Erweiterung. Wir sind durch die B 74 schon genug belastet.“ Die Erweiterung stieß auch auf Unverständnis, weil „in der DDR bereits Kasernen in Grünflächen verwandelt werden“: Überall spreche man von Abrüstung, nur in Grohn werde erweitert. Viele nickten heftig.
Die Vertreter der Bundeswehr versuchten, die Pläne mit ihrem „Ausbildungsauftrag“ (Gerhard Stroht) zu begründen. „Die verstecken sich doch nur hinter ihren Paragraphen, denen fehlt das politische Gespür“, raunte es hinten. Die Versammelten verabschiedeten eine Resolution mit der Forderung: Keine Erweiterung der Kaserne und Rückgabe des Bömers‘ Park an die Stadtgemeinde Bremen. Heinz Aulfes‘ Schlußbemerkung: „Ich prophezeie Ihnen, daß diese Pläne nicht verwirklicht werden können, denn: Wir sind das Volk.“
Ulf Buschmann
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