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5 Zentner Kriegserinnerung

■ 2. Weltkrieg: Englische 5-Zentner-Bombe am Mobil Oil-Gelände in Bremen-Industriehafen gesprengt

„Aber den Dreck sehen Sie“, sagte die Frau aus der Hüttenstraße. Die Anwohner des bombenträchtigen Geländes im Bremer Industriehafen mußten gestern mal wieder in die Keller oder in die Klöckner-Kantine, die Sprengung einer 5 -Zentner-Pan

zer-Bombe aus englischer Weltkriegs-Produktion stand auf dem Programm des Bremer Sprengmeisters Harry Warrelmann.

Der Fundort liegt abseits der Straße hinter der Öl-Einfüll -Anlage der Mobil-Oil-Tanklager. Eine Reihe von Bomben -Fundorten sind noch abgesteckt und warten auf die Entschärfung. Nicht nur die Raffinerie, auch die Schleuse zum Industriehafen hat dieses Gebiet im Krieg zum bevorzugten Ziel englischer und US-amerikanischer Bomberflüge gemacht, und die jetzt dort lebende Bevölkerung ist das Spiel mit den Absperrungen und den Evakuierungen so sehr gewöhnt, daß kaum einer noch genau mitzählt. Ist es die fünfte Sprengung oder gab es sieben Entschärfungen und zwei Sprengungen oder...

Donnerstag, 17 Uhr. Der Pressewagen der Polizei ist längst ein wenig frustriert weggefahren, das Medieninteresse war diesmal

gering. Die rote Warn-Rakete wird in die Luft geschossen. Warten. Ein großer Kahn passiert die Schleuse. Wartet der Harry deshalb? Ein Routine-Fall für den früheren Chef des polizeilichen Führungsstabes und Leiter des Rambo-Einsatzes bei der Geiselaffaire in der Löningstraße, Hartmut Schmoe. Er hat den Spreng-Ort weiträumig absperren lassen, Schaulustige haben hier keine Chance. Das weite Gelände der früheren Mobil-Raffinerie, über das die konzentrierten Blicke hinweggehen, liegt seit den 70er Jahren brach. Als die Sperrung des Suez-Kanals die Öl-Transporte ums Kap erzwang, wurde die Weser zu flach für die nun eingesetzten Großtanker. Aber für eine neue Industrie-Ansiedlung liegen hier andere Risiken im Boden: Man brauchte da nur ein Rohr ins den Boden zu stecken, um Öl zu fördern, witzeln Umweltschützer. Der Boden ist völlig verseucht.

Es ist kalt, regnerisch. Zwei, drei Handvoll Leute stehen herum oder sitzen in ihren Autos, die Nachtschicht des Tanklagers steht am Eingang zu der Hüttenstraße. 17 Uhr 15, nichts passiert, es beginnt zu nieseln. Auch die Polizeibeamten, die nicht beim Absperren der Straße benötigt werden, verziehen sich in ihre Autos. Es wird dunkel, kaum etwas ist noch zu sehen.

Endlich 17 Uhr 50 ist es so weit. Dreck wirbelt auf, nicht viel, er ist regennaß. Dann der Knall. Das wars. Die Leute kommen aus ihren Kellern. Die Polizei erklärt die Zeitverzögerung mit dem nassen Boden, der die Sprengung erschwerte: Die Bombe war in ein mit Sand und Stroh präparierte Grube gelegt worden ...Die Anwohner haben sich an ihren Alltag mit den Zeugen des Krieges gewöhnt, und Warrelmanns Terminkalender ist auf Wochen ausgebucht.

K.W.

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