: Tote bei Protest in Nepal
■ Polizei schießt auf DemonstrantInnen / Oppositionskampagne für Mehrparteiensystem / Streik lähmt Katmandu
Katmandu (ap/ips) - Die nepalesische Polizei hat gestern Augenzeugenberichten zufolge auf DemonstrantInnen geschossen und dabei drei Menschen getötet und mindestens 20 verletzt. Bereits am Sonntag wurden bei landesweiten Demonstrationen für die Wiedereinführung des vor 29 Jahren abgeschafften Mehrparteiensystems mindestens vier Menschen getötet, darunter ein Polizist. Über 475 Personen wurden festgenommen. Die Opposition hatte für gestern zum Generalstreik aufgerufen. Die meisten Geschäfte in der Hauptstadt Katmandu blieben geschlossen, Taxis und Privatbusse fuhren nicht. Ein Gruppe DemonstrantInnen setzte einen Omnibus in Brand und schlug die Windschutzscheiben anderer Busse ein. Schon im Vorfeld der Aktionen seien nach Angaben von Vertretern der verbotenen nepalesischen Kongreßpartei (NCP) 400 MitarbeiterInnen verhaftet und sechs Zeitungen verboten worden.
Mit seltener Einigkeit hatte die NCP und ein Linksbündnis unter Einschluß der kommunistischen Partei Nepals (CNP) zu der Kampagne zur Wiederherstellung der Mehrparteien -Demokratie aufgerufen. Die Reihen der Befürworter des herrschenden Panchayat-Systems, das dem Monarchen ein Vetorecht und den Oberbefehl der Streitkräfte einräumt, sind dagegen in Unordnung geraten. Bei den 1981 und 1986 aufgrund einer Verfassungsänderung durchgeführten Wahlen zum Nationalrat gewannen jeweils Reformkandidaten die Mehrheit. Eine Fraktion vertraut nun darauf, daß das Rätesystem den demokratischen Ansprüchen genügen kann, wenn nur die Regierung unter Premierminister Marich Sing Shresta zurücktrete. Die Bewegung dürfte auch von dem Unmut profitieren, den die vom indischen Nachbarn verhängte Handelsblokade und infolge Lebensmittelknappheit und Preissteigerung hervorriefen. Scharf kritisierte die Regierung denn auch das „unerwünschte Interesse“ indischer Politiker an inneren Angelegenheiten Nepals, die vergangenen Monat an einem Kongreß der NCP teilgenommen hatten.
sl
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