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Tokio: Wieder Kurssturz

■ Eine Woche nach dem LDP-Wahlsieg ein Trümmerhaufen

Tokio (dpa) - Der Nikkei-Index für 225 führende Aktien ist am Freitag an der Tokioter Börse zum zweiten Mal in dieser Woche steil gefallen - um 935,87 Punkte auf einen Schlußkurs von 34.890,97. Damit erreichte der Kurssturz fast das Ausmaß vom Mittwoch, als der Nikkei um 1.161,19 Punkte zurückging. In der Woche nach dem hohen Wahlsieg der Liberal -Demokratischen Regierungspartei am Sonntag, der nach den meisten Erwartungen eigentlich für einen Aufschwung hätte sorgen müssen, verlor der Nikkei damit 2.569,35 Punkte oder 6,86 Prozent.

Eine aus japanischer Sicht ebenso bestürzende Entwicklung nahm der Yen-Dollar-Kurs: Der Dollar schloß am Freitag in Tokio mit 146,47 Yen, 1,24 Yen höher als am Vortag und 2,67 Yen höher als am Freitag der vergangenen Woche. Zunächst war verbreitete Furcht vor einer offenbar unmittelbar bevorstehenden neuen Diskontsatzerhöhung der Bank von Japan als Hauptursache für die Aktienbaisse genannt worden.

Inzwischen jedoch setzte sich die Erwartung durch, daß von einer Diskontsatzerhöhung unter den gegenwärtigen Umständen vorläufig nicht mehr die Rede sein könne - die Kurse allerdings purzelten trotzdem weiter. Als Ursache für die Yen-Schwäche wurde wiederum die Tatsache genannt, daß die erwartete Leitzinserhöhung ausgeblieben sei.

Japans führende Politiker, die derzeit ausschließlich mit dem Tauziehen um wichtige Posten der Parteiführung und des Kabinetts beschäftigt sind, brachten keine klare Linie in die Wirtschaftspolitik und verwirrten zusätzlich: Aus „gut unterrichteten Regierungsquellen“ waren die Gerüchte über die baldige Diskontsatzerhöhung gestreut worden. Da der LDP -Wahlsieg gegen alle Erwartungen auch nichts an der Yen -Schwäche gegenüber dem Dollar änderte, muß Notenbankgouverneur Yasushi Mieno weiter mit beträchtlichem inflationärem Druck durch Importe rechnen. Jetzt kann er kaum mit einer Leitzinserhöhung gegensteuern.

Unspezifizierte Gerüchte über einen neuen, vor der Aufdeckung stehenden Aktien- und Korruptionsskandal nach dem Muster der Recruit-Affäre, über die im letzten Jahr die Regierung Takeshita stürzte, wurden sowohl am Aktien- als auch am Devisenmarkt als Mitursache für die tiefe Depression genannt.

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