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Schauermärchenlieder

■ Neues Programm am Blauen Montag im Ernst-Waldau-Theater

Thema: Moritaten-Taten. Was sie dort den Moritaten taten, das war überwiegend gut. Aber Moritaten sind eben so definiert: Als böse Taten.

Unter diesem Gesichtspunkt waren die einzig wirklichen Moritaten an diesem Abend das Lied vom armen Sabinchen, dem Frauenzimmer, und Brechts Ballade von Mackie Messer, der einem trotz seiner Skrupellosigkeit noch mehr leid tun konnte als das Sabinchen.

Auch wenn es sich um eine beliebte und stadtbekannte Künstlerin handelt, die vom Publikum mit Vorbeifall bedacht wird: So geht es nicht. Frau kann nicht den Pianisten (Bernhard A. Wessels) ignorieren, ihm ihr Ohr verwei

gern und in irgendeiner wilden Tonart drauflossingen. Das war eine Zumutung, nicht nur für den Pianisten. Als wenn keine Proben stattgefunden hätten. Vermutlich wird es einfach daran gelegen haben, daß eine junge Regisseurin (Gudrun Lange) sich schwertut, sich gegenüber einer so erfahrenen Künstlerin durchzusetzen. Darüber wird sie nachdenken müssen.

Was mal nicht am Schluß erwähnt werden soll: Die einfallsreichen und zum Teil wirklich - dem Thema angemessen - abenteuerlich aussehenden Kostüme, die wir Susanne Faye verdanken.

Zu erwähnen sind - außer den Künstlern, von denen Gutes zu erhalten wir gewohnt sind - Wolf

gang Klemet mit seinem kräftigen und nuancierten Vortrag, Regina Kurz und Jörg Butenschön als Paar, aber auch Christine Renken sowie Uwe Pekau, der in seiner treffsicheren Mimik fast wie von Wilhelm Busch geezeichnet wirkt.

Was einen bei den vorgetragenen Moritaten ja immer wieder freut, sind die Zwangsreime. Das ist nicht aufgesetzt, denn es handelt sich um tradiertes Liedgut. Die sorgfältige und zurückhaltende Conference von Rolf Stueven erklärt das im Zusammenhang mit einigen Erläuterungen über die Rolle der Moritatendarbietung in der Vergangenheit - und wie sie bis heute fortwirkt.

Berni Kelb

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