: Heimkehr des ANC aus der Emigration
Die ersten zwei Veteranen zurück in Südafrika / ANC-Delegation reist zu de Klerk / Mandela wird Nummer zwei / Hungerstreik von 343 politischen Gefangenen ■ Aus Lusaka Hans Brandt
Die ersten zwei von mehreren tausend ExilpolitikerInnen des ANC sind nach Südafrika zurückgekehrt und machen damit wahr, was die zweitägige Sitzung des ANC-Exekutivkomitees beschlossen hatte: den baldigen Aufbau legaler ANC -Strukturen innerhalb Südafrikas und die Eröffnung eines Büros in Johannesburg. Bei den beiden am Flughafen Johannesburg mit Jubel Empfangenen handelt es sich um den Wirtschaftswissenschaftler Jack Simon (83) und seine in Frauenbewegung und Gewerkschaften aktive Frau Ray Alexander (76). Zweite entscheidende Nachricht gestern war die Wahl des 71jährigen Nelson Mandelas zum Vizepräsidenten des Afrikanischen Nationalkongresses (ANC) und seine Aufnahme ins Exekutivkomitee.
Der ANC bestätigte nach Ende der zweitägigen Komiteesitzung in der sambischen Hauptstadt Lusaka außerdem, daß eine Delegation bald zu Gesprächen mit Präsident Frederik de Klerk nach Südafrika reisen werde. „Wir werden uns sofort mit dem Regime in Verbindung setzen, um Datum und Ort dieser Begegnung zu bestimmen“, sagte Alfred Nzo, ANC -Generalsekretär und amtierender Präsident, vor der Presse. Um der Forderung nach Freilassung aller politischen Gefangenen Ausdruck zu verleihen, sind seit Montag 343 Insassen der berüchtigten Gefangeneninsel Robben Island im Hungerstreik. Die von Präsident de Klerk am 2.Februar verkündete Teilamnestie gilt nur für Gefangene, die nichts mit sogenannten Gewalttaten zu tun haben. Insgesamt sind noch 3.000 politische Gefangene inhaftiert.
Der Vorschlag des sambischen Präsidenten Kenneth Kaunda, eine Suspendierung des bewaffneten Kampfes im Tausch für die Aufhebung des Ausnahmezustandes anzubieten, stößt beim ANC auf Ablehnung. „Es geht nicht um den bewaffneten Kampf, sondern um Apartheid, nicht um Sanktionen, sondern um rassische Unterdrückung“, sagte Mandela. Immer noch sei das Rad rückdrehbar, immer noch sei „das Mitsprachrecht aller Menschen an den Entscheidungen über ihre Zukunft“ nicht garantiert.
Die ANC-Exekutive wiederholte ihre Aufforderung an die internationale Gemeinschaft, bei der Finanzierung der Umstrukturierung und dem Aufbau von Strukturen innerhalb Südafrikas zu helfen. ANC-Schatzmeister Thomas Nkobi rechnete, man benötige etwa 80 Millionen Dollar für „Organisation und Mobilisierung der Bevölkerung, um den ANC in ländlichen Gebieten zu stärken“.
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