: Die SED und die Kröten
■ Der zähe Kampf einer Naturschutzgruppe für ein amphibisches Kleinod und gegen die Herrschaft der alten Garde
Manfred Kriener
Am 4.Mai 1988 wurde die Schildower Lehrerin Irmtraut Sucher beim Kreisschulrat von Oranienburg denunziert. Kleingärtner Hübinger teilte der Schulaufsicht in einer „Eingabe zur Verhaltensweise der Lehrerin Sucher“ mit, daß diese ihre Schüler zum Zeichenunterricht an den Hertasee geschickt habe, um sie dort aufzuwiegeln.
„Die Schüler erklärten, daß ihre Lehrerin wünsche, die Natur noch einmal zu zeichnen, bevor sie zerstört wird. Wir möchten in aller Form um Auswertung dieses Vorfalls bitten, da wir meinen, daß so der Schuldienst in unserem sozialistischen Staat nicht ausarten darf. Die Lehrerin Sucher ist aktives Mitglied in der Umweltgruppe Schildow. Sollten in Folge ihrer provokatorischen Unterrichtsweise Schülerausschreitungen folgen, werden wir weitere Schritte einleiten.„
Das Stück Natur, das die Schüler zeichnen sollten, ist tatsächlich malerisch. Von eng stehenden Eichen und Erlen und einem dicken Laubteppich umschlossen, liegt der kaum fußballfeldgroße See verwildert und dunkel am Fuße eines sanften Abhangs. Ein Steg bahnt sich den Weg durch das Schilf und endet in einer verlassenen kleinen Holz -Plattform. Die Sonne hat sich an diesem Morgen gut versteckt, und so liegt der See eher kalt und stoisch da. Das also ist das Objekt der Begierde, Gegenstand ungezählter Petitionen und Beschwerden, Gutachten und Stellungnahmen, ZK -Aktivitäten und Stasi-Aktionen, Grund für Kleinkrieg, Haß und Magengeschwüre.
Rudolf Strobl, 52jähriger Naturschützer, kennt diesen See und vor allem seine Bewohner genau. Nicht nur die ordinäre Erdkröte, jener gut angepaßte Generalist und Spatz unter den Amphibien ist in diesem Biotop zu Hause, sondern auch die Wechsel- und die Knoblauchkröte, der Gras-, Moor-, See- und Teichfrosch, der Teich- und Kammolch, die Zauneidechse und die Ringelnatter. Sie alle stehen unter Naturschutz.
Rudolf Strobl redet schnell und routiniert, aber er ist motiviert bis in die Haarspitzen. Biotop-Vernetzung, Gen -Austausch, das Vollrecycling-System der Natur und natürlich die Artenkiller in West und Ost: Planierraupen, Bausünden, Giftexzesse, Fortschritt. Wie oft hat er dagegen angepredigt? Am Ufer eines kleinen Sees wird solch ein Hilferuf für Kreatur und Landschaft plötzlich lebendig, wird die Dramatik der Vertreibung von Tier und Pflanze für einen Augenblick schmerzhaft bewußt, auch wenn sich an diesem Morgen weder Frosch noch Kröte blicken lassen. „Heimatliebe“ nennt Strobl das, was ihn umtreibt. So einer müßte Biologielehrer sein, aber er ist Fernsehtechniker.
80 Prozent aller Amphibienbestände sind ausgestorben. Die übriggebliebenen aber haben hier am Hertasee, in einem der größten Krötenlaichgebiete der DDR, „phantastische Bedingungen“: ein naturbelassener See und ein Umland mit geringem Schadstoffeintrag. „Sowas gibt's ja eigentlich gar nicht mehr, wie in Thüringen ist das hier“, schwärmt Strobl.
Doch so soll es nicht bleiben. Mit einem Ministerratsbeschluß hatte die alte SED entschieden, daß in der DDR republikweit für Erholung und Freizeit 150.000 Kleingärten und Wochenend-Datschen angelegt werden. Jedem Bürger sein kleines honeckersches Jagdrevier, könnte man heute sagen. Die Betonburgen zum Wohnen, die Datschen zum Leben. Für die 2.700-Einwohner-Gemeinde Schildow, die im Norden direkt an die Hauptstadt Berlin grenzt, hatte das SED -Programm die Parzellierung für 2.000 Wochenendhäuschen vorgesehen. Und 33 dieser Datschen sollten wiederum am Quellhang des Hertasees entstehen, mitten im Amphibien -Biotop, auf halber Wegstrecke zwischen dem Naturschutzgebiet Tegeler Fließ und dem „Flächennaturdenkmal“ Hertasee, also direkt auf der Kröten -Piste. Dort, wo in diesen Tagen Tausende von Kröten-Frauen ihrem Ur-Trieb gehorchend, die Männchen fest geschultert, auf ihrem lebensgefährlichen Marsch unterwegs sind, um im Hertasee mit glibberigen Laichschnüren eine Familie zu gründen.
In Schildow wurde der SED-Plan schneller als erwartet umgesetzt. Im Dezember 1987, so erinnert sich Naturschützer Strobl, seien plötzlich Meßtrupps des Liegenschaftsamts am Hertasee aufgetaucht, um die Claims abzustecken. „Und eine Woche später waren schon die ersten Kleingärtner da“, Werktätige des VEB Kosmetik-Berlin. Doch womit weder SED noch Kleingärtner gerechnet hatten, war die Aufmüpfigkeit einer Handvoll Schildower Bürger, die vergessen hatten, daß die Partei immer recht hat, und die sich erlaubten, nach Mitspracherechten, Umweltbelangen und Sachverstand zu fragen.
Schon 1986 hatte sich in Schildow die Ortsgruppe der „Gesellschaft für Natur und Umwelt im Kulturbund der DDR“ (GNU) gegründet. Die zeitweise bis zu 25 Mitglieder setzten Jungbäume, sammelten Müll, moserten gegen Laubverbrennung und Fäkalienverkippung, leisteten Bewußtseinsarbeit und holten Dichter zur Lesung ins Gemeindehaus. In einem anonymen Brief an alle Genossinen und Genossen von Schildow heißt es über die GNU:
„Seit ihrer Gründung fühlt sie sich als eine Art Polizei, die die Geschicke des Ortes überwacht und sich ständig bemüßigt fühlt, die Arbeitsweise des Rats zu kritisieren. Es ist keine klare Linie zu erkennen, daraus resultierend kommt es auch zu keiner vernünftigen Zusammenarbeit. Es geht einzig und allein darum, unsere Bürger mit Problemen der Umwelt zu konfrontieren, die oftmals jeglicher Grundlage entbehren. Sie maßen sich mit einer Selbstverständlichkeit an, Gutachten zu negieren, staatliche Entscheidungen werden nicht anerkannt. Werte Genossinnen und Genossen! Es ist zu erwarten, daß die Vertreter der GNU verstärkt auftreten werden. Wir bitten euch, bei Diskussionen einen klaren und parteilichen Standpunkt zu vertreten, der die gesellschaftlichen Interessen des Ortes beinhaltet.„
Schon zur Jahresmitte 1987 hatte die GNU als eine ihrer ersten Aktivitäten beim Kreisnaturschutzbeauftragten und beim Rat der Gemeinde Schildow beantragt, das Biotop Hertasee unter Naturschutz zu stellen. Nach Bekanntwerden der Datschen-Pläne sind die Naturschützer erst mal platt und wütend. Sie protestieren bei Bürgermeisterin Unger und dem Rat der Gemeinde Schildow sowie beim Kreisnaturschutzbeauftragten und verlangen einen anderen Standort für die Kleingartensiedlung.
Die erste Etappe ihres Marathons ist tatsächlich erfolgreich. Ein biologisches Gutachten bestätigt die reiche Fauna und damit die Schutzwürdigkeit des Hertasees. Die Naturschützer setzen schließlich auch einen Ortstermin am See durch, wo sich Naturschutzbehörde, Gemeinde- und Kreisverwaltung unter dem Eindruck engagierter Plädoyers der GNU auf einen vorläufigen Baustopp verständigen. Weitere Gutachten sollen eingeholt werden.
Und damit beginnt das, was heute in der Wohnung von Rudolf Strobl mühelos zwei Aktenordner füllt. Die bürokratische Maschine läuft an, provoziert eine wahre Gutachterorgie und immer neue Proteste, Eingaben, und Widersprüche durch die GNU. „Wir haben denen zumindest Arbeit gemacht“, meint Irmtraut Sucher mit Blick auf ihre Akten. Es ist nicht nur Wut über die erlittenen Niederlagen, die dieser Ordner auslöst, sondern auch Genugtuung und Stolz, daß man nicht aufgegeben und sich gewehrt hat „damals“, und „damals“, das war vor dem November 1989.
Den langen Kampf und endlosen Papier-Krieg um den Hertasee mit all seinen Einzelstationen nachzuvollziehen, ist heute fast unmöglich. Sehr schnell aber ist dieser Kampf für die Natur auch zu einem Kampf gegen das geworden, was die GNU -Leute „stalinistische Machtstruktur“ oder „stalinistische Prachtexemplare“ nennen.
Das erleben die Naturschützer zum ersten Mal in aller Härte, als nach dem fünften Gutachten und ebensovielen Einsprüchen, nach einem weiteren Lokaltermin und immer neuen Sitzungen von Gemeinde, Kreis und Partei die SED-Genossin Hannie Scholz vom Kreis Oranienburg offen droht, die GNU -Mitglieder müßten nun, wenn sie nicht endlich nachgäben, die „Autorität des Staates spüren“. Vier Tage später steht die Stasi vor der Tür. Die unauffälligen Herren klingeln am selben Tag zur selben Zeit bei allen Mitgliedern der Schildower GNU. Ihnen wird mitgeteilt, daß eine anonyme Anzeige vorliege, und daß die GNU illegale Aktionen vor dem Gebäude des Ministerrats plane. Die Naturschützer protestieren, die Stasi verzieht sich wieder.
Neben diesen Besuchen, die ihre Wirkung nicht verfehlen und in der Folge einige Mitglieder der GNU zum Austritt bewegen, wird noch eine andere bewährte Strategie verfolgt, um die Widerspenstigen klein zu kriegen. In einem „Vorschlag“ zur Lösung der Problems schreibt Bürgermeister Koch (Datum und Adressat des Briefes sind bis heute unbekannt):
„Erstens: Kadermäßige Verstärkung der Gruppe Natur und Umwelt im Ort. In Zusammenarbeit mit der Ortsparteileitung sind bis Ende März 1989 zirka 15 Mitglieder für die GNU neu zu gewinnen (Genossen).
Zweitens: Über den Kulturbund ist zu klären, daß die Leitungsfrage verändert wird, so daß von den neuen Mitgliedern mindestens zwei in die Leitung kooptiert werden. Unter anderem sollte ein Vertreter des Rates der Gemeinde Mitglied der Leitung werden, um dort die staatlichen Interessen durchzusetzen.
Drittens: Der Schaukasten der GNU muß unter Aufsicht so gestaltet werden, daß insbesondere in der Wahlvorbereitung eine politisch eindeutige und positive Aussage im Sinne des Wahlaufrufs der Nationalen Front getroffen wird.“
Obwohl der Bürgermeister gleich höchstpersönlich in die GNU eintritt, scheitert der Unterwanderungsversuch. Die GNU -Aktivisten halten zusammen. Am 15.März 1989 erklärt Bürgermeister Koch seinen Austritt aus der GNU, weil die „nicht bereit ist, mich als Person zu akzeptieren und mit mir in kameradschaftlicher und ehrlicher Weise zusammenzuarbeiten“. Aber der Kleinkrieg geht weiter. Der GNU wird mitgeteilt, daß die Schule nicht mehr für ihre Sitzungen zur Verfügung stehen. Auch der Jugendclub wird als Veranstaltungsraum gestrichen. Schließlich beginnt der Kampf um den Schaukasten der GNU. Über Nacht verschwinden regelmäßig alle Mitteilungen. Ob Gedichte von Brecht oder einfache Veranstaltungshinweise: Alles, was Irmtraut Sucher reinhängt, ist am nächsten Morgen wieder draußen. Auch das Festkleben der Mitteilungen nützt nichts: Fein säuberlich hat der nächtliche Kontrolleur alles abgekratzt.
Die GNU ist mittlerweile mit ihrem „Problem Hertasee“ in der allerobersten Etage angelangt. Bei einem Termin in der Abteilung Landwirtschaft des Zentralkomitees der SED überreichen die Naturschützer in Ost-Berlin dem Genossen Georgi ihre Eingabe. Jede Menge Sitzungen folgen. Beteiligt sind unter anderem der Kreislandschaftsarchitekt, das Ministerium für Land- und Forstwirtschaft und das ZK, Abteilung Landwirtschaft. Die GNU beharrt auf ihren Vorbehalten; sie argumentiert glänzend. Und nicht vergeblich: „Die Leute haben das immer gemerkt“, sagt Strobl, „die spürten einfach, daß wir recht haben“, was zumindest für die Besucher der öffentlichen Sitzungen zutrifft.
Zum Schlüsselerlebnis wird die Versammlung zur Nominierung der Kandidaten für die Kommunalwahl, der erste Akt des Schildower Wahlbetrugs. Doch begonnen hat alles schon ein paar Tage vorher.
„Prüfen Sie die Kandidaten auf ihr Verhältnis zum Umwelt und Naturschutz.“ Diesen Satz hatte die GNU in ihren Schaukasten geschrieben. Nur wenige Tage später wird Irmtraut Sucher zum Schulrat beordert. „Aufruf zum Wahlboykott“ wird ihr vorgeworfen und „unerlaubte Einmischung in politische Angelegenheiten“. Sie habe sich loyal zu verhalten. Basta. Sucher sagt offen, daß sie die Kandidatur und Wahl von Bürgermeister Koch ablehne und dies auch auf der Wahlversammlung sagen werde. „Dann sehen wir uns zwei Tage später hier bei mir“, droht ihr der Schulrat. Auf der Wahlversammlung steht Irmtraut Sucher trotzdem auf und sagt nur einen Satz: daß sie nichts sagen darf.
Die örtliche SED hat für die Wahlversammlung eine Erklärung vorbereitet, die vom Blatt abgelesen wird. Sozialismus, Frieden, Fortschritt. Die GNU-Mitglieder halten mit Schwelbränden, Laubkompostierung und Kröten dagegen. Sie sprechen dem SED-Bürgermeister und Spitzenkandidaten öffentlich das Mißtrauen aus und verlangen die Streichung seines Namens von der Kandidatenliste.
Die SED-Vorderen empören sich, doch im vollbesetzten Saal kippt die Stimmung. Plötzlich hätten die Leute begriffen, daß es hier nicht mehr „nur“ um Natur und Umwelt geht, sondern um alles: um Freiheit, Demokratie und die Rechte der Bürger. Rudolf Strobl erinnert sich an diesen Tag, als wäre es gestern gewesen. Er sitzt an seinem Wohnzimmertisch, inmitten dieser schönen alten Möbel, und ballt erregt die Fäuste. Letztlich ist es für ihn aber doch ein großer Sieg geworden, auch wenn die SED am Ende alle 30 Kandidaten im Block durchstimmen läßt. Das führt zu grotesken Situationen. GNU-Mitglied Wolfgang Dobbert (55), der auf der Einheitsliste für die LDPD kandidiert, wird vor die Alternative gestellt, gegen den Wahlvorschlag und damit gegen sich selbst zu stimmen.
Auch für Dobbert ist die Wahlversammlung und vor allem die Kommunalwahl unvergessen. Er, der sonst lieber die anderen reden läßt, wird unruhig und mischt sich jetzt vehement ein. Das ist seine Geschichte. Am inzwischen berühmten 6.Mai hat er in der Wahlkabine „Blut und Wasser geschwitzt“. Für jeden ist klar, was in dieser Kabine vorgeht: Wer länger drinbleibt, ist dagegen. Das mühselige Durchstreichen von 30 Namen sei in der Stille des Wahlraums unüberhörbar gewesen. Ratsch! ratsch! ratsch! Noch heute scheint Dobbert jeden einzelnen Strich zu spüren. Und er denkt an jenen Tag, als die Genossen in seinem Betrieb auftauchen, um mit dem Direktor über die Naturschutz-Eskapaden des Ingenieurs Dobbert zu reden. In die Mangel haben sie ihn genommen und solange „bearbeitet“, bis er schließlich seinen Namen unter die Datschenplanung setzt. Bis heute hat er sich das noch nicht völlig verziehen.
Nach den Novembertagen kann er das Blatt mit seiner Unterschrift nochmals einsehen. Sein persönlicher Zusatz zur Unterschrift „mit dem Standort einverstanden“ ist von einem unbekannten Urkundenfälscher korrigiert worden. Die drei Worte „mit dem Standort“ sind zweimal durchgestrichen. Geblieben ist ein nacktes „Einverstanden“ und sein Name.
Ähnlich plump ist auch die Schildower Wahljury bei der Stimmenauswertung der Kommunalwahl zuwerke gegangen. Wer statt der vollständigen 30 nur 29 Namen säuberlich durchstreicht und auch nur einmal abrutscht, hat eben Pech gehabt. Sein Stimmzettel wird als „Ja“ zur Einheitsliste verbucht. Und auch jedes andere unvollständige Durchstreichen wird nicht als Nein-Stimmen akzeptiert. „Die haben alles versucht, um Nein-Stimmen umzufunktionieren.“ Wolfgang Dobbert muß zum zweiten Mal gegen sich selbst stimmen und seinen Namen auf der Liste streichen. Dann, bei der Auszählung, sei es „ganz still im Raum“ geworden. Die hinzugeeilten GNUler protestieren dagegen, daß die Ergebnisse vom SED-Wahlleiter nur mit Bleistift in die Vordrucke eingetragen werden. „Da haben wir drauf beharrt, daß das in Tinte geschrieben wird, und dann sind plötzlich die Schweißströme geflossen.“ Am Ende fließt nicht nur der Schweiß, sondern auch die Tinte: die GNU hat sich durchgesetzt, die Bleistift-Zahlen werden mit Füller nachgefahren, sechs Prozent Nein-Stimmen sind amtlich.
Ob sich die GNU auch nach dem großen Umbruch in der DDR mit ihrem Kampf für das Kleinod Hertasee durchsetzen wird, ist nach wie vor offen. An diesem Wochenende findet erneut ein Lokaltermin in Schildow statt. Der erste seit den Novembertagen und mit einem neuen Bürgermeister. Vorgänger Olaf Koch hat die Gemeinde fluchtartig verlassen, nachdem, wie berichtet wird, selbst seine Kinder auf der Straße angespuckt worden sind. (Was, bitteschön, können Kinder für ihre Eltern? Nichts gelernt: aus dem Faschismus nicht, aus dem Stalinismus nicht... - d.Korr.in) Gleich mehrere GNU-Mitglieder sitzen inzwischen im Schildower Bürgerkomitee, das als Revolutionsrat und „Vereinigung der guten Menschen“ auf einer Notversammlung der Einwohner inthronisiert worden ist. In einem Brief der GNU an den Landwirtschaftsminister heißt es über die neue Lage:
„Der letzte Stand ist der, daß die Kleingärten (am Hertasee) schon im Entstehen sind. Das Verbot von Düngern und Pflanzenschutzmitteln, die Bedingung für die endgültige Parzellierung existiert nicht mehr... Der demokratische Aufbruch in unserem Land ermutigt uns, bestehende Ungerechtigkeiten und uns angetanes Unrecht erneut aufzurollen und um eine Klärung zu ringen.„
„Man muß sich Sysiphos als einen glücklichen Menschen vorstellen“, schrieb Albert Camus. Die Naturschützer vom Hertasee sind bestimmt nicht unglücklich.
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