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Studentendemo in der Humboldt-Universität

■ Kapitulanten können wir nicht gebrauchen / Plan zum Aufheben des Numerus Klausus stieß auf Ablehnung

Hunderte Studenten versammelten sich am 8. März im Foyer der Humboldt-Universität zu einer Protestdemo unter dem Motto: „Gegen die Kapitulation vor dem großen Geld“. Auslöser für diese Aktion war ein Interview, das der Rektor, Prof. Dr. Hass, der 'Jungen Welt‘ am 28. 2. gegeben hatte. Die von ihm geäußerten Gedanken zur teilweisen Aufhebung des Numerus clausus und zur Kreditierung des Studiums stießen auf massive Ablehnung von seiten der Studenten.

„Jetzt geht es ans Eingemachte“, sagte Jörg Schindler, Vertreter des sozialistischen Studentenbundes, denn „das Resultat des Wegfalls eines Numerus clausus wären überfüllte Wohnheime und Mensen, aber vor allem schlechtere Betreuung durch die Hochschullehrer.“

Kreditierung des Studiums, meinen die Studenten, fördere nicht Effektivität, sondern neues Kriechertum. Hinter ihrem Rücken, so befürchten sie, soll der Sozialabbau vonstatten gehen.

Wütende Zwischenrufe wie: „Das ist Kapitulation vor dem großen Geld!“ und „Kapitulanten können wir an der Spitze dieser Universität nicht gebrauchen!“ gingen an die Adresse des Rektors.

„Professor Hass“, sagte Heiko Schindler, „hat geäußert, daß er sich nicht wieder zur Rektorenwahl stellen wird. Nun hat er sich zum Präsidenten der Rektorenkonferenz machen lassen. Eigentlich wollten wir hier seinen Rücktritt als Rektor fordern. Doch das ist Sache des Runden Tisches der Universität. Wir werden aber der Rektorenkonferenz empfehlen, sich einen neuen Präsidenten zu suchen“.

Böse Pfiffe erntete der Versuch des Rektors in seiner Stellungnahme, die Veranstaltung als Wahlkampfmanöver der PDS zu deklassieren.

Zu den Vorwürfen sagte er: „Wir dürfen Privilegien nicht nur ablehnen, wenn andere sie haben. Hochschulbildung ist bei uns ein Privileg. Die Zukunft kann nur die Aufhebung des Numerus clausus sein, wenn alle das Recht auf Bildung haben sollen“. Daß die Motive nicht ausschließlich so edler Natur sind, wurde klar, als Prof. Hass sagte: „Wir brauchen die Hilfe von drüben. Die PDS macht einen Fehler, wenn sie glaubt, daß das soziale Niveau aufrechterhalten werden kann. Ich dagegen glaube, wir stehen kurz vor dem Zusammenbruch. Von westlicher Seite gibt es eine klare Position. Wenn wir den Numerus clausus nicht beseitigen, dann gibt es kein Geld für unsere Unis“. Sein Konzept sei, so der Rektor, Aufhebung des NC und Kampf um gute Studienbedingungen.

„Im übrigen“, sagte der Rektor abschließend, „kandidiere ich nicht wieder zur Wahl des Rektors. Ich hoffe nur, daß Sie einen kriegen, der etwas Besseres zu bieten hat“.

Mara Kaemmel

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