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Duodoppelzweifachschlechter

■ 35.000 Zuschauer dösten beim öden wie schlechten Lokalderby friedlich in der Sonne / Hertha erwachte am Schluß: 3:0 gegen die staunenden Blau-Weißen

Berlin (taz) - Wieso eigentlich? Die meisten verließen am Sonnabend das Olympiastadion kopfschüttelnd, rieben sich die Äuglein oder taten anderes, was die Funktionsfähigkeit ihrer optischen Sinneskraft außer Zweifel stellen sollte. Anlaß waren nicht etwa Spätfolgen des vorherigen Abends im „Megot“, sondern das achte Lokalderby in der zweiten Liga zwischen Hertha BSC und Blau-Weiß 90; denn wie das so sein soll, wenn Berlin gegen Berlin spielt, fand sich so einiges in Duodoppelzweifachausfertigung ein.

Als erstes die einzige gemeinsame Freude beider Vereine, welche geteilt ja bekanntlich doppelt ist, über die hohen Einnahmen durch 35.000 BesucherInnen - sogar mehr als doppelt soviel wie sonst. Die erwarteten einen souveränen Tabellenersten Hertha, dem die von Verletzungspech und Abstiegs- sorgen geplagten Blau-Weißen aufgrund ansteigender Form ein Schnippchen schlagen woll ten.

Doch groß war die Enttäuschung, wenn nicht gar doppelt groß. Über eine Stunde lang zeigte sich Berliner Fußball von seiner schlechtesten Seite. Dabei war der Verlierer noch besser anzuschauen, spielte die schöneren Kombinationen und mehr Ecken. Den Grund dafür sah des Gegners Coach Werner Fuchs darin, daß die Blau-Weißen mit mehr Herz gespielt hätten, quasi mit „Doppelherz“ gedopt.

Den Herthanern schien selbiges sonstwohin gerutscht zu sein. Von der Favoritenlast gedrückt, schlichen sie über den Platz, und ohne das Denken ihres gesperrten Spielmachers Wolfgang Patzke brachten sie nur Ballgetrete ohne Sinn und Verstand fertig. Daß sie doch noch deutlich gewannen, ist zum größ ten Teil den Blau-Weißen zu ver danken.

Eine Viertelstunde vor Schluß weckte Rene Deffke die friedlich in der Nachmittagssonne dösenden ZuschauerInnen mit einer vergebenen Doppelgroßchance, als er aus vier Metern innerhalb von zwei Sekunden Torwart Walter Junghans zwei Mal an der gleichen Stelle traf. Während der arme Rene noch wütend in den Rasen hieb, flitzten die Herthaner unglaublich schnell auf die andere Seite und verwirrten die Blau-Weiß-Abwehr. Überraschend ließ sich dort auch Fred „vom Jupiter“ Klaus blicken, der bis dahin nur Fußball von einem anderen Stern gespielt hatte, und schoß den Ball einfach so ins Tor. Gleich darauf flankte Gowitzke ruhig zu Gries, der mit einem sogenannten Seitfallzieher das nächste Tor für Hertha erzielte. Derselbe versenkte den Ball gleich noch einmal und schien heilfroh. Schließlich hatte der gute Theo seit Weihnachten nicht mehr getroffen.

Zerknittert zeigte sich dennoch das Hertha-Präsidium, zum einen wegen der Überlegung, wie fürs nächste Jahr eine bundesligataugliche Mannschaft zusammengebastelt werden soll, zum anderen weil Manager Horst Wolter vorgeworfen wurde, Gelder aus dem Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Union falsch abgerechnet zu haben.

Sportstaatssekretär Kuhn soll in diesem Zusammenhang sogar von „Betrug am Land Berlin“ gesprochen haben. Das alles soll diese Woche in einer gemeinsamen Pressekonferenz geklärt werden. Ex-Skandalnudel Hertha - just wo sie sich sportlich und finanziell erholt hat und gar vor dem Aufstieg steht, ist sie wieder in Aufregungen verwickelt.

schmiernick

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