: Neu in der Schauburg: „Things Change“ von D. Mamet
■ Tellerwäscher-Mafiosi
Stellen Sie sich einmal vor, Sie bewohnen im sündhaft teuren Luxushotel die „Jupiter Suite“ und haben keine müde Mark in der Tasche. Und alles, aber wirklich alles wird für Sie von der Hotelleitung bezahlt. Wenn Sie vermuten, daß es da doch nicht mit realen Dingen vor sich gehen kann, haben Sie recht. Alles Kino.
Aber, Hand auf's Herz, das sind doch die Drehbuchideen, in denen unsere Traüme laufen lernen. Things Change ist der zutreffende Titel des neuen Kinowerks von David Mamet (Haus der Spiele), denn Veränderungen sind eine Menge zu beobachten. Sie treten leise und bedächtig ein und das ist auch gut so. Denn übermäßiges Aufsehen können die beiden Hauptfiguren Jerry (Joe Mantegna) und Gino (Don Ameche) gar nicht gebrauchen. Die unerwartete Großzügigkeit des Hotels beruht auf einer gefährlichen Verwechslung.
Gino, der etwas trottelige italienische Schuhputzer, hat sich auf ein höchst dubioses Geschäft mit der Mafia in Chicago eingelassen. Die Vertragsbedingungen sind kurz: Genug Geld für ein Fischerboot in Sizilien gegen ein Mordgeständnis und veranschlagte drei Jahre im Knast. Damit der wahre Täter in Ruhe von der Bildfläche verschwinden kann, sollen Gino und sein Bewacher Jerry ein Wochenende in einem schäbigen Zimmer einer Absteige verbringen. Pünktlich am Montag um zehn Uhr soll es dann zur Polizei gehen.
Aber jetzt beginnt Jerry mit Änderungen. Als wenig vertrauensvoller Mitarbeiter der „Ehrenwerten Gesellschaft“ hatten sie ihn schon zum Abwasch abkommandiert, dies soll seine letzte Chance sein. Aber er fliegt kurzerhand mit seinem Schützling an den Lake Tahoe. Zwei Tage in der Sonne, bevor es hinter Gitter geht, will er Gino noch gönnen. Gleich bei der Ankunft wird Gino für einen wichtigen Mafia -Boß gehalten, und schon gerät Things Change zum Selbstläufer.
Auch wenn Regisseur und Ko-Autor Mamet die psychologischen Auswirkungen des ungewollten Rollenspiels etwas an den Rand drückt, der Spaß vermittelt sich durch die ungeheuren Möglichkeiten des Duos. Ohne einen Cent arbeiten sie sich von dezenten Body-Guards geleitet bis in das Innerste eines Mafia-Anwesens vor. Doch hier hört die Chuzpe auf. Daß dem ruhigen Schuhputzer und dem hektischen Kleinkriminellen zu guter Letzt doch ein schnödes Geldstück, ein Quarter, aus der Klemme hilft, passt so ganz in den Lauf der Dinge, die sich ständig verändern. Mafia, Geld und souveräne Schauspielerleistungen - diese Mischung sticht. J.F.Sebastia
Kleine Schauburg, 20 Uhr
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